Seiteninhalt
Inhalt
09.12.2015

Neue Notunterkünfte für Asylbewerber

Der Landkreis Teltow-Fläming ist zur Unterbringung von Asylbewerbern verpflichtet. Die Prognose für 2015 wurde zuletzt auf 2400 Personen erhöht. Von diesen werden bis Ende des Jahres 2015 rund 1800 zugewiesen sein. Es ist davon auszugehen, dass im Frühjahr 2016 die Zahlen wieder ansteigen werden.

Vor diesem Hintergrund muss der Landkreis weitere Unterbringungsmöglichkeiten schaffen. Da feste Gemeinschaftsunterkünfte in dieser Größenordnung in der gebotenen Kürze der Zeit nicht errichtet werden können, setzt der Landkreis auf Thermo- und Traglufthallen als Übergangslösungen. „Damit können eine weitere Zweckentfremdung von Sporthallen im Landkreis vermieden und die bereits belegte Turnhalle des Oberstufenzentrums in Ludwigsfelde und der ehemalige Kreistagssaal in der Luckenwalder Grabenstraße wieder ihrer eigentlichen Nutzung zugeführt werden“, so Landrätin Kornelia Wehlan.

Notunterkunft Thermohalle

Die erste von zwei Traglufthallen, die im Landkreis aufgestellt werden, wird im Biotechnologiepark Luckenwalde errichtet. Sie wird im Januar für die Belegung startklar sein. Eine weitere Halle wird in den kommenden Wochen in Schönhagen errichtet.

Rund fünf Wochen Zeit braucht die Berliner Firma PARANET-Deutschland GmbH, die bereits gute Erfahrungen mit der Unterbringung von Asylbewerbern sowie Obdachlosen in einer solchen Halle gemacht hat, vom Setzen der Verankerung bis zum Aufblasen der lichtdurchlässigen Hülle. Bis zu 300 Asylbewerber finden vorübergehend einen Platz zum Leben in den Hallen. Obwohl es sich bei den Hallen explizit um Notunterkünfte handelt, ist die Aufenthaltsqualität wesentlich höher als in einer Sporthalle, in der die Stockbetten oft nicht einmal durch Trennwände in kleinere räumliche Einheiten unterteilt werden können.

Schlaf-, Aufenthalts- und Spielbereiche

In den klimatisierten Gebäuden hingegen werden nach oben offene, separate Einheiten mit jeweils sechs Betten gebildet. Jede Einheit erhält Spinde, einen Tisch und Stühle. Darüber hinaus gibt es Speise- und Aufenthaltsbereiche sowie einen Spielbereich für Kinder. Die sanitären Anlagen befinden sich in eigenen Containereinheiten innerhalb der Halle. Auch die Objekt- und Sozialbetreuung bekommt eigene Arbeitsräume.

In jeder Einrichtung stehen den Asylsuchenden wochentags Sozialarbeiter als Ansprechpartner für alle Fragen des täglichen Lebens zur Verfügung. Die Bewohner verpflegen sich selbst; ein Küchentrakt wird in einem Leichtbau außerhalb der Halle zur Verfügung stehen. Waschmaschinen für die Bewohner sind in der Halle untergebracht.

Die Hallen haben eine konstante Raumtemperatur von 20 bis 25°C mit Nachtabsenkung. Das Heizgebläse ist nahezu geräuschlos und wird vollelektronisch gesteuert. Sollte es zu einem Druckabfall kommen, laufen die Notstromaggregate hoch und melden dies via hochsensiblen Sensoren per SMS direkt an die zuständigen Mitarbeiter. In der Halle sind permanent Objektbetreuer sowie Brandwachen vor Ort, die sich 24 Stunden um die Sicherheit der Bewohner kümmern.

Bei starkem Wind wird der Druck in der Halle automatisch etwas erhöht, um ihr die notwendige Stabilität zu geben. Im Falle starken Schneefalls werden sowohl der Druck als auch die Temperatur in der Halle erhöht. Auf diese Weise kann der Schnee schnell abtauen.

Gute Lösung für alle Seiten

„Ich wünsche mir, dass diese Form der Notunterbringung für alle Seiten eine gute und menschenwürdige Lösung ist – sowohl für die Asylbewerber, die zumindest ein wenig mehr Privatsphäre als in der Turnhalle oder im alten Kreistagssaal haben, als auch die Bürgerinnen und Bürger, die so keine weitere Einschränkung der Turnhallennutzung befürchten müssen“, so Landrätin Kornelia Wehlan.

Der Landkreis hat die Hallen für ein Jahr mit Option auf Verlängerung um weitere zwölf Monate angemietet. Sobald Plätze in den bestehenden Übergangswohnheimen frei werden oder neue, feste Unterkünfte hinzukommen, ziehen die Asylbewerber schrittweise wieder aus den Hallen aus.

Technische Daten:

• Maße: 72m x 36m x 9m

• Heizgebläseanlage 400 KW

• Folien- und Boden (Holzsparren, B1 schwer entflammbar)

• Haupteingang mit Personenschleuse, darüber hinaus 6 Nottüren

• 5 WC-Container und 6 Dusch-Waschcontainer (Damen/Herren),

• 70 % Tageslichteinfall und ca. 25.000 m³ Frischluftzufuhr pro Stunde

• Gewicht ca. 4 Tonnen

• statische Sicherheit durch Seilnetz mit Kraftumleitung in Bodenanker

• schnee- und sturmsicher durch digitale Drucksteuerung und Entwässerungsdrainage

• energieeffiziente Wärmerückführung durch Umluftsteuerung

• Heizung mit Gas

• Zukunftsinnovation Photovoltaik (organische Solarfolie)

Seite drucken | Autor: Sonja Dirauf | zuletzt geändert am: 01.06.2016