"Stolpersteine" - Orte der Erinnerung für Luckenwalde

Vergessen geht schnell. Insbesondere wenn wir keinen "Zeitzeugen" mehr in unserem täglichen Blickfeld haben.

Verlegte Stolpersteine - Benennung der Geehrten


In Gedenken an Familie Cohn vom 9. November 2024

Zum 86. Mal jährte sich am Samstag die Reichspogromnacht, die als trauriger Höhepunkt der Verfolgung und Gewalt gegen Juden durch die Nationalsozialisten gilt. Mit der Verlegung von vier Stolpersteinen in der Zinnaer Straße 14 wurde auch in Luckenwalde daran erinnert. Gewidmet sind die Steine dem Ehepaar Alfred und Gertrud Cohn sowie den beiden Söhnen Werner und Karlheinz Peter, die in Luckenwalde lebten. Das Schicksal der Familie Cohn schilderte in gewohnter Weise Detlev Riemer. 

Alfred Cohns Großvater Adolf Friede hatte in Luckenwalde eine Papierfabrik gegründet, die mit seinem Tod zunächst an seine Frau, später dann an die einzige Tochter Käthe überging. Mit Käthe Cohns Tod im Jahr 1926 wurde ihr Sohn Alfred gemeinsam mit seinem Vater Hermann zum persönlich haftenden Gesellschafter. 1927 heiratete Alfred Cohn die Berliner Jüdin Gertrud Weber, mit der er die Söhne Werner und Karlheinz Peter hatte. 1935 wurde Alfred Cohn mit dem Tod seines Vaters alleiniger Eigentümer der Papierfabrik. Nachdem sich die Lage für Juden in Deutschland immer weiter zuspitzte, wurde Alfred Cohn am 10. November 1938 festgenommen und zunächst ins Konzentrationslager Sachsenhausen überführt. Seine Freilassung am 17. Dezember nahm die Familie zum Anlass, um umgehend die Flucht aus Nazideutschland zu forcieren. Ohne jegliche Vergütung dafür zu bekommen, verkauften sie ihr Wohnhaus und den Familienbetrieb mit rund 70 Arbeitern und machten sich auf den Weg nach Schanghai in China. Nach dem Krieg zog die Familie weiter und ließ sich im Bundestaat Oregon in den USA nieder. 

Seit 2009 werden in Luckenwalde auf Anregung des CDU-Stadtverbands die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt und bilden damit ein wichtiges Mahnmal, um an die Gräueltaten des NS-Regimes zu erinnern.

In Gedenken an Familie Lewy vom 9. November 2023

Am Donnerstag, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, wurden in Luckenwalde wieder Stolpersteine verlegt. Dank einiger Spenden erinnern die goldenen Pflastersteine nun vor dem Grundstück Burg 30/31 an Else, Siegbert und Kurt Lewy.

Jochen Neumann, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, betonte wie wichtig es derzeit ist, jüdischen Opfern einen Namen zu geben. "Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem Staat, in dem Ihre Kinder nicht zur Schule gehen dürfen, in dem Sie kein Theater, keine Bibliothek betreten und keinen öffentlichen Nahverkehr nutzen dürfen, in dem Sie sich nicht auf eine Parkbank setzen dürfen."

Detlev Riemer erzählte anschließend von seinen Rechercheergebnissen zum Leben der Familie Lewy. Siegbert Lewy gehörte die Hutfabrik "Max Basch" und er war letzter Vorsitzender der Luckenwalder Synagogen-Gemeinde. Gemeinsam mit Sohn Kurt wurde er während des Novemberpogroms 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Dort entlassen gelang der Familie die Flucht nach England und später in die USA; Besitz und Vermögen der Familie übernahmen die Nationalsozialisten.

In Gedenken an Familie Guttfeld vom 9. November 2022

Gestern jährte sich die Reichspogromnacht, in der die Verfolgung und Gewalt gegen Juden durch die Nationalsozialisten ihren traurigen Höhepunkt fand, zum 84. Mal. Auch in Luckenwalde wurde daran erinnert.

Vor dem Gebäude Grünstraße 25 wurden drei Stolpersteine verlegt, die an Kurt Guttfeld, dessen Frau Else und Tochter Regina erinnern. Der Jude und die "Arierin" heirateten kurz bevor die Nationalsozialisten sogenannte "Mischehen" verboten. Kurt Guttfeld war Elektromonteur und wurde auf der Arbeit von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht.

Seine furchtbaren Erlebnisse schildert er im Briefwechsel mit Detlev Riemer, dem ehemaligen Luckenwalder Pfarrer: "In den folgenden Tagen lernten wir viel, hauptsächlich wie man im KZ überleben kann. Man darf nie die Aufmerksamkeit verlieren und nie auffallen. Da ich weder fett noch dünn, weder zu groß noch zu klein war, war es nicht zu schwer, in der Masse zu verschwinden. Es folgten drei Monate von Hunger, Kälte, schwerer Arbeit und grausamer Behandlung."

Als Kurt Guttfeld aus dem Konzentrationslager entlassen wurde, flüchtete er mit seiner Familie im April 1939 nach England. Vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der Familie in der Grünstraße erinnern nun drei goldene Steine im Gehweg an das Schicksal der vertriebenen Familie.

Im Anschluss lud die Evangelische Kirchengemeinde zum Gang des Erinnerns ein. Vom jüdischen Friedhof im Grünen Weg ging es über mehrere Stationen bis zur ehemaligen Synagoge in der Puschkinstraße, die vor 125 Jahren gegründet wurde.

In Gedenken an Familie Steinhardt vom 15. September 2021

Gerade wurden vor dem Gebäude Parkstraße 73 in Luckenwalde fünf neue Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an die jüdische Familie Steinhardt, die dort ein Geschäft hatte, bevor sie nach Palästina flüchten musste.

Künstler Gunter Demnig hat die Steine angefertigt, reist aber aus Pandemie-Gründen nicht mehr quer durch Deutschland, um sie zu verlegen. Den Einbau übernahm Andreas Zimmermann vom städtischen Bauhof.

Jochen Neumann, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, machte auf einen Jahrestag aufmerksam, der den Startpunkt zu großem Unrecht gebildet hatte. Heute vor 86 Jahren wurden die Nürnberger Rassegesetze erlassen, die das Leben von jüdischen Menschen stark einschränkten und ihnen im Prinzip alle Menschenrechte absprachen. Er dankte den Spendern aus der Stadtverordnetenversammlung, die die Finanzierung der Stolpersteine übernommen haben.

Detlev Riemer erzählte anschließend in gewohnter Weise aus dem Leben der Familie Steinhardt, wodurch das Einzelschicksal dieser Luckenwalder Bürger deutlich wurde. Julius und Malka Ester Steinhardt lebten mit ihren drei Söhnen Willi, Max und Karl Heinz über ihrem Geschäft in der Parkstraße. Die Jungen spielten hier Fußball oder Geige, bevor der Stempel "J" für Jude in den Pässen ein normales Leben unmöglich machte.

In Gedenken an David Schuster sowie Dr. Ernst und Marie Arndt vom 24. September 2020

Gestern wurden in Luckenwalde drei neue Stolpersteine verlegt. Vor dem Grundstück Burg 30/31 (heute Hundeauslaufwiese) erinnert ein Stein an David Schuster, der einst hier gearbeitet hatte. Er wurde 1938 nach Bentschen gebracht und interniert. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

Vor dem Gebäude Puschkinstraße 53 liegen zwei Steine mit den Namen Dr. Ernst Arndt und Marie Arndt. Der jüdische Arzt und seine Frau, die dort wohnten, mussten 1933 nach Frankreich fliehen.

Die Verlegung von Stolpersteinen in Luckenwalde fand bereits zum 12. Mal auf Anregung des CDU-Stadtverbandes statt. Künstler Gunter Demnig, der die Idee dazu hatte und weltweit schon viele Stolpersteine verlegt hat, konnte dieses Mal nicht dabei sein. Die fachgerechte Verlegung übernahmen Mitarbeiter des Bauhofes.

In Gedenken an Tadeusz Kubisch vom 7. Mai 2019

Gestern wurde vor dem Gebäude Käthe-Kollwitz-Straße 33 ein neuer Stolperstein verlegt.

Er erinnert an Tadeusz Kubisch, einen katholischen Polen, der in diesem Gebäude als Friseur tätig war. Mit den Polen-Erlassen von 1940 verboten die Nationalsozialisten den Kontakt zwischen Deutschen und Polen. Tadeusz Kubisch hatte eine deutsche Lebensgefährtin und wurde 1942 wegen dem „verbotenen Umgang mit einer Deutschen“ verhaftet. Auch seine Freundin wurde im Amtsgericht in der Lindenallee inhaftiert. Bei einem Fluchtversuch fügte Kubisch einem Aufseher eine Platzwunde zu und wurde daraufhin wegen versuchten Mordes angeklagt. Während das Verfahren gegen ihn noch lief und die NS-Justiz seine Akte füllte, vollstreckte die Gestapo bereits die erwartete Strafe. Am 8. Juli 1942 wurde Tadeusz Kubisch in Luckenwalde erhängt.

Der Stolperstein von Künstler Gunter Demnig zeigt den letzten selbstgewählten Wohnsitz an. Es ist bereits der 11. Stolperstein in Luckenwalde. Die Aktion wird vom CDU Stadtverband initiiert und erinnert an die Opfer der Nationalsozialisten. Detlev Riemer, ehemaliger Luckenwalder Pfarrer, hat erneut recherchiert und Aktenberge gewälzt, um die Geschichte dieses Luckenwalder Bürgers aufzudecken.

 

In Gedenken an die Familie Finkelstein vom 15. März 2018

Seit gestern erinnern in Luckenwalde acht weitere Stolpersteine an Menschen, die während des Dritten Reichs von den Nationalsozialisten verfolgt, verschleppt oder getötet wurden. Vor dem Gebäude Käthe-Kollwitz-Straße 56 baute Künstler Gunter Demnig die Steine in den Boden, um an das Schicksal von Fanny und Moritz Finkelstein und deren sechs Kinder zu erinnern.

Detlev Riemer hatte, wie schon in den Jahren zuvor, viel über das Leben der Familie herausgefunden. Doch was aus Moritz Finkelstein und den Söhnen Bruno, Toni und David geworden ist, ist unbekannt. Tochter Klara gelang die Flucht nach Palästina. Fanny Finkelstein und Tochter Bertha wurden 1941 erschossen, der Sohn Wilhelm in Auschwitz ermordet. Das Haus in Käthe-Kollwitz-Straße war ihr letzter frei gewählter Wohnsitz.

Die Stolpersteinverlegung war bereits die zehnte in Luckenwalde und wurde erneut vom CDU-Stadtverband initiiert.

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In Gedenken an die Eheleute Hoffnung und Frau Spitz vom 21.03.2017

Drei neue Stolpersteine wurden am 21. März im Luckenwalder Pflaster verlegt. Mit dem Projekt erinnert Künstler Gunter Demnig europaweit an Menschen, die unter der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten leiden mussten. Vor dem Gebäude Breite Straße 18 wurden Steine für Anna Hoffnung und Julius Hoffnung verlegt, der 47 Jahre lang als jüdischer Arzt praktizierte, bevor das NS-Regime es verbot und beide in Theresienstadt ums Leben kamen.

Am Haag 1 erinnert ein weiterer Stolperstein an Henriette Spitz, die im Alter von 82 Jahren in ein Arbeitslager gesteckt wurde und 1943 im Sammellager Berlin N4 den Tod fand. Seit einigen Jahren initiiert der CDU-Stadtverband die Verlegung der Steine mit Unterstützung des ehemaligen Luckenwalder Pfarrers Detlev Riemer, der die Biographien der jüdischen Bürger recherchiert.

In Gedenken an Familie Seligmann vom 22.06.2015

Für Julius und Margarete Seligmann, deren Sohn Harry und dessen Frau Julia Seligmann wurden am 22. Juni  2015 vor dem Haus in der Parkstraße 73 Stolpersteine verlegt.
Julius und Margarete Seligmann verkauften in Luckenwalde Kurzwaren und Damenhüte, bevor sie von den Nationalsozialisten deportiert und in Auschwitz ermordet wurden.
Harry und Julia Seligmann konnten 1939 nach Bolivien flüchten und sahen ihren letzten freigewählten Wohnsitz in der Parkstraße nie wieder.
Der Künstler Gunter Demnig verlegt in ganz Europa Steine mit Gedenkplaketten, damit die Namen der Opfer des Dritten Reiches nicht in Vergessenheit geraten.


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Enkel und Urenkel der Familie Seligmann besuchen Luckenwalde und den Standort der verlegten Stolpersteine für ihre Angehörigen.

In Gedenken an Herrn Ertner und Familie Hirschfeld/Sander vom 06.08.2014

Am 6. August 2014 verlegte Gunter Demnig in Luckenwalde vier neue Stolpersteine. Die Steine mit den Messingplaketten in den Gehwegen erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus und werden europaweit vor den letzten selbst gewählten Wohnhäusern dieser Menschen verlegt.
Vor dem Wohnhaus Dahmer Straße 28 erinnert nun ein Stolperstein an Arno Ertner, der 1904 geboren wurde. 1941 wurde er verhaftet, nach Sachsenhausen gebracht und am 15. Februar 1943 in Dachau ermordet. Der Stolperstein für Herrn Ertner ist der erste in Luckenwalde, der nicht an einen Menschen jüdischen Glaubens erinnert, sondern an ein Opfer der Nationalsozialisten, das im christlichen Widerstand tätig war. Während der Stolpersteinverlegung lasen die Töchter von Arno Ertner aus dessen letzten Briefen vor.

In der Poststraße erinnern drei weitere Stolpersteine an das Schicksal der Familie Hirschfeld/Sander. Toni Hirschfeld wurde 1887 geboren und wohnte mit ihrer Familie in der Poststraße 5. 1942 wurden sie und ihr Ehemann Walter Hirschfeld, Jahrgang 1877, in das Warschauer Ghetto deportiert und dort ermordet. Ihre Mutter Emma Sander war 1862 geboren worden und erlitt das gleiche Schicksal in Theresienstadt.

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In Gedenken an Herrn Boche und Familie Rindenau vom 11.06.2013

Gemäß dem Gedanken "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist." erinnert der Künstler Gunter Demnig seit Jahren an Menschen, die während der NS-Zeit vertrieben, verfolgt oder getötet wurden. Sein Projekt Stolpersteine führt ihn durch ganz Europa. Vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Menschen lässt er Steine mit einer Messingplatte in den Boden ein, die mit den Daten an die Opfer der NS-Herrschaft erinnern.

In Luckenwalde werden seit 2009 regelmäßig Stolpersteine auf Initiative des CDU-Stadtverbandes unter Mithilfe von Herrn Detlev Riemer verlegt. Seit dem 11. Juni erinnert vor dem Haus Poststraße Nr. 13 ein Stolperstein an das Schicksal von Gerhard Boche. Dieser Luckenwalder wurde 1921 geboren. 1944 wurde er verhaftet und wegen "wehrkraftzersetzender Äußerungen" zum Tode verurteilt. 1944 wurde er im Alter von 23 Jahren in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Auch der Rest seiner Familie hat schwer unter der Zeit der NS-Herrschaft gelitten.

Vor dem Gebäude Parkstraße 73 verlegte Demnig drei Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Rindenau. Frau Dora Rindenau wurde 1883 als Dora Preminger geboren und im Alter von 59 Jahren nach Riga deportiert. Ihr weiteres Schicksal, sowie das ihrer Kinder Berta und Philipp Rindenau, ist unbekannt. Berta Rindenau wurde 1938 mit 19 Jahren in die Heil- und Pflegeanstalt Teupitz eingewiesen. 1942 wurde sie ebenfalls nach Riga deportiert. Ihr ein Jahr jüngerer Bruder Philipp wurde 1938 nach Polen abgeschoben. Von dort konnte er 1939 in die Sowjetunion fliehen.

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In Gedenken an Frau Marcus und Familie Schneider vom 22.10.2012

Am 22. Oktober 2012 wurden in Luckenwalde auf Initiative des CDU-Stadtverbandes vier weitere sogenannte Stolpersteine verlegt. Diese erinnern an Luckenwalder Bürger, die während der NS-Herrschaft verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Künstler Gunter Demnig freute sich, wieder hier zu sein. Über 30.000 der Messingplatten hat er bereits in ganz Europa verlegt. "Das ist keine Routine. Immer wieder ist es ein neues Schicksal." Stolpersteine heißen die Erinnerungszeichen, weil man mit Kopf und Herz stolpern solle. Sich mit dem Leben eines jüdischen Bürgers zu beschäftigen, sei eine andere Form des Geschichtsunterrichts, als in Büchern Zahlen von Todesopfern zu lesen. Auch die Arbeitsgemeinschaft Schulhistorik der Friedrich-Ebert-Grundschule legte Rosen nieder.

S. E. der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Herr Yaakov Hadas-Handelsman, betonte, wie wichtig diese Aktion sei. Die Nationalsozialisten hätten diesen verfolgten Menschen den Namen nehmen wollen. Das Judentum lehre, dass ein Name mehr ist als nur ein Name. Jeder Mensch sei eine ganze Welt, voller Talente, Träume und Hoffnungen. "Die Stolpersteine sind ein kleiner Sieg über die Gleichgültigkeit und das Vergessen."


Pfarrer Detlev Riemer (rechts im Bild) hatte die Namen und Lebensläufe der verfolgten Luckenwalder Juden recherchiert und erzählte von deren Leben in der Stadt und wie es z. T. beendet wurde.
Vor dem Gebäude Markt 6, dem letzten frei gewählten Wohnsitz von Emma Marcus, wurde ein Stolperstein mit ihrem Namen verlegt. Frau Marcus wurde 1868 als Emma Kronheim geboren, war die Witwe des 1914 verstorbenen Luckenwalder Stadtrats und Bankiers Nathan Marcus und wurde im Alter von 74 Jahren nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet. Vor dem Grundstück Zinnaer Straße 15 wurden drei Stolpersteine für die Familie Schneider verlegt. Herr Leo Schneider, Jahrgang 1894, wurde 1935 wegen Beleidigung des Führers verhaftet und im Gefängnis Berlin-Moabit zu Tode geprügelt. Seine Frau Hanna Schneider, geborene Berlin, Jahrgang 1895, wurde als Staatenlose 1938 nach Polen abgeschoben. Am 21. September 1942, dem Versöhnungstag, wurde sie in Wilna erschossen. Der Sohn der beiden, Max Schneider, 1922 geboren, wurde 1938 nach Polen abgeschoben. 1939 emigrierte er nach Palästina und überlebte so den Holocaust.

Dank der Stolpersteine werden diese vier jüdischen Luckenwalder nicht vergessen. An den Geburtsdaten der in diesem Jahr Geehrten ist ersichtlich, dass die Grausamkeit und der Wahnsinn der Nationalsozialisten weder vor einem hohen Alter noch vor der Jugend Halt machte.
Leider konnten in diesem Jahr erstmalig keine Verwandten der zu Ehrenden eingeladen werden, laut Auskunft von israelischen Verwandten der ebenfalls in Luckenwalde mit Stolpersteinen geehrten Bürger lebt Max Schneider nicht mehr.

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In Gedenken an Frau Rosenthal, Herrn Leubuscher und Frau Bauchwitz vom 13.10.2011

Drei weitere goldene Stolpersteine zieren seit dem 13. Oktober 2011 die Straßen von Luckenwalde. Sie wurden auf Initiative des Luckenwalder CDU-Verbandes verlegt, um an Luckenwalder Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten vertrieben, verfolgt oder getötet wurden. Im Rahmen dieses Projektes hat Künstler Gunter Demnig bereits 32.000 der goldenen Plaketten in ganz Europa verlegt. "Ich freue mich über jeden Stein, der noch dazu kommt."


"Das ist eine sehr schöne Art und Weise mit der Geschichte umzugehen.", so Landtagsabgeordneter Sven Petke. Das Besondere an dieser Aktion sei, dass die Steine im alltäglichen Leben verankert seien und an konkrete Menschen erinnern. Pfarrer Detlev Riemer begann seine Rede mit einem jüdischen Segensspruch. Er erinnerte sich daran, dass sich vor einem Jahr der Enkel von Malwine Rosenthal auf der Suche nach der Großmutter an ihn gewandt hatte. Schließlich habe man herausgefunden, dass diese von 1925 bis 1938 in Luckenwalde gelebt hatte. Ihr letzter frei gewählter Wohnsitz war in der Carlstraße, heutige Puschkinstraße 38, im Haus der Synagoge. Mit dem ersten großen Alterstransport 1942 wurde sie im Alter von fast 90 Jahren deportiert und starb am 30. November 1942 in Theresienstadt. Vor der Synagoge in der Puschkinstraße erinnert nun ein Stolperstein an sie und ihr Schicksal. Zur Verlegung waren auch Angehörige von Malwine Rosenthal nach Luckenwalde gekommen.

Ebenfalls im Haus der Synagoge hat Wolfgang Leubuscher, ein Lehrling der Luckenwalder Firma Kellermann, gewohnt. 1938 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Damals war er 18 Jahre alt. Am 11. Oktober 1941 wurde er in Mauthausen ermordet. Sein Stolperstein in der Puschkinstraße neben dem von Frau Rosenthal macht deutlich, dass die brutale Herrschaft der Nationalsozialisten vor niemandem Halt machte und Opfer aller Altersstufen forderte.

Ein weiterer Stolperstein erinnert vor dem Gebäude Breite Straße 32 an die Geschäftsfrau und Schwester eines ehemaligen Luckenwalder Stadtverordneten Johanna Bauchwitz. Im Alter von 75 Jahren wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 15.06.1943 ermordet wurde.
Die drei goldenen Plaketten im Stadtbild sind ein Mahnmal, das dazu beitragen soll, die Gewalt, Unmenschlichkeit und Verbrechen des Dritten Reiches in Erinnerung zu behalten. Die Opfer sind und bleiben unvergessen. Stolpersteine sollen auch zur Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte anregen. In der Schule bestehe Geschichtsunterricht oft nur aus Zahlen, aber hier gehe es um konkrete Menschen, so Landtagsabgeordnete Anja Heinrich. Geschichte aus Büchern zu lernen sei das eine - sie zu erleben, etwas ganz anderes.


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In Gedenken an Familie Cohn/Schneider vom 06.07.2010

Künstler Gunter Demnig verlegte am 06. Juli 2010 um 11.00 Uhr in Luckenwalde, Puschkinstraße 18 zum zweiten Mal in unserer Stadt sechs STOLPERSTEINE. Sie gelten dem Andenken an die jüdische Familie Cohn/Schneider, die in diesem Haus wohnte. "Mit der Verlegung dieser sechs Steine wird symbolisch das zusammengeführt, was zusammengehört", so Pfarrer Detlev Riemer. Er sprach auch die Worte der Erinnerung an die Luckenwalder Bürger Herrn Sigismund Cohn, Frau Flora Schneider, Herrn Friedrich Schneider, Frau Gertrud Hirsch, Herrn Erich Schneider und Frau Käthe Schneider, denen diese Stolpersteine gewidmet sind.

Als besonders liebe Gäste konnte der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Luckenwalde und Mitglied des Landtages Brandenburg Sven Petke den Gesandten der Botschaft des Staates Israel Emmanuel Nahshon und Frau Miriam Lensky mit Gatten und das Mitglied der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages Herrn Rüdiger Kruse begrüßen.
Herr Petke begrüßte diese Aktion, damit wird Erinnerung wach gehalten und in die Gegenwart geholt. Deshalb auch ein herzliches Willkommen von ihm an die anwesenden Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Ebert-Grundschule.

Miriam Lensky erinnerte in bewegenden Worten an die Geschichte ihrer Familie. Sie ist die Urenkelin von Flora Schneider. Sie sprach ihre tiefste Anerkennung und Dank für das Gedenken an ihre Familie in der Stadt Luckenwalde aus.
Auch MdB Rüdiger Kruse würdigte den Ort der Erinnerung und Mahnung, als Ort wo wir auf Menschen, auf Geschichte stoßen, stolpern die zu uns gehört. Sechs Menschen wurden aus unserer Mitte gerissen, die Stolpersteine machen das Ungeheuerliche nicht erfassbarer aber sie schaffen Erinnerung. Er zeigte sich dankbar für den Besuch von Familie Lensky aus Israel und die Teilnahme des israelischen Gesandten Herrn Nahshon. Er wertete dies auch als Zeichen der Versöhnung.
Gunter Demnig sprach über die breite Resonanz seiner Aktion "Stolpersteine". Sie zeigt, wie Deutschland mit seiner Vergangenheit umgeht und sie verändert auch das Stadtbild. Die Jugend erfährt an Einzelschicksalen Geschichte und Zeitzeugen erinnern sich an diese Menschen und ihre Schicksale. Dadurch wird "Erinnerung durch das rübergehen über diese Steine blankpoliert".

 

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In Gedenken an Frau Rieck und Familie Schwarzweiß vom 22.08.2009

Die Verlegung der ersten drei Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Luckenwalde erfolgte am 22. August 2009 um 11.00 Uhr.
Neben den Initiatoren, dem CDU-Stadtverband, nahmen die Bürgermeisterin und der israelische Botschafter in Deutschland an der Zeremonie teil.
Sven Petke (re. - MdL; Vorsitzender CDU-Stadtverband) begrüßte die Teilnehmer. "Die Anwesenheit des israelischen Botschafters in Deutschland Exzellenz Yoram Ben-Zeev an der Verlegung der Stolpersteine gibt der Veranstaltung einen besonderen Rahmen". Er erinnerte daran, dass "der Holocaust an den Orten begann, wo die Opfer lebten. Die Verlegung von Stolpersteinen ist auch Erinnerung an die anderen Opfer der NS-Zeit. Stolpersteine sind auch Orte der Erinnerung."

Er dankte Pfarrer Detlev Riemer führ seine jahrzehntelangen Forschungen zur Geschichte der Luckenwalder Juden. Ohne diese Arbeit wäre die Verlegung nicht möglich gewesen.
Pfarrer Riemer (li.) erinnerte an beiden Verlegungsorten an die Biografien der Geehrten.
Die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Frau Dr. Heidemarie Migulla gedachte mit dem Gedicht von Max Zimmering "Einmal noch schaue zurück" sehr emotional dem Anlass und seinem Inhalt. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte am 26. Mai 2009 dem Vorhaben zu und unterstützt es.

Bevor Gunter Demnig die ersten Stolpersteine in der Poststraße einsetzte, resümierte er Werdegang, Ausmaß und Inhalt der von ihm initiierten Aktion. Diese nimmt jetzt auch internationalen Charakter an. Luckenwalde ist die 474. Kommune in Deutschland, wo Stolpersteine an jüdische Mitbürger erinnern. "Bürger tragen das Ganze. Über die Stolpersteine finden auch viele ehemalige jüdische Mitbürger und ihre Nachfahren wieder nach Hause. Stolpersteine: Man stolpert mit Kopf und Herzen und beim Lesen muss man sich verbeugen."

An folgenden Orten im Stadtgebiet wurden Stolpersteine vor den letzten Wohnsitzen der ehemaligen jüdischen Einwohner in den Gehweg eingesetzt:

In der Poststraße 27 für Herrn Dr. med. Leo Schwarzweiß und seine Frau Else Schwarzweiß, geb. Josephson und in der Puschkinstraße 48 für Frau Charlotte Rieck, geb. Scherokosz.
Zum Abschluss legte Frau Torda Rietdorf eine Rose und, einem jüdischem Brauch folgend, einen Kieselstein an beiden Orten des Gedenkens nieder.
Die Aktion Stolpersteine soll fortgesetzt werden, um mit einer möglichst großen Zahl an Stolpersteinen in unserem Stadtbild die Namen der Opfer auf dem Merkzeichen "lebendig" werden zu lassen.

Der israelische Botschafter in Deutschland Exzellenz Yoram Ben-Zeev (l.) erhält vom Ehepaar Ruth und Herbert Fiedler zur Erinnerung an seinen Besuch in Luckenwalde das von ihnen herausgegebene Buch "Hachschara . Vorbereitung auf Palästina . Schicksalswege".

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Sponsoren für die verlegten Stolpersteine

  • 2009 - Heimatverein Luckenwalde
  • 2009 - Daniel Mauersberger, Prenzlau
  • 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2018 - Sven Petke, Luckenwalde "Die Stolpersteine machen die Erinnerung an die Menschen lebendig, die in Luckenwalde lebten und von den Nationalsozialisten vernichtet und vertrieben wurden."
  • 2009, 2010, 2011, 2012, 2014, 2018 - Katherina Reiche, Luckenwalde "Nur wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft gestalten."
  • 2009, 2010, 2014 - Torda Rietdorf, Luckenwalde
  • 2009, 2016, 2017, 2018, 2021, 2022 - Harald-Albert Swik, Luckenwalde
  • 2009 - Kornelia Wehlan, Luckenwalde
  • 2010, 2011, 2018 - Rüdiger Kruse MdB, Hamburg
  • 2010, 2012, 2013, 2014, 2017, 2018 - Ruth und Dr. Herbert Fiedler, Luckenwalde
  • 2010 - Dr. Miriam Lensky und Professor Yaacov Lensky, Israel
  • 2010, 2012 - Detlef von der Heide und Elisabeth Herzog-von der Heide, Luckenwalde
  • eine anonyme Spende 2010
  • 2011 - Labortechnik Ziege e. K., Laborbedarf von A - Z, Luckenwalde
  • 2014 - Dr. Jürgen Meyer-Wilmes, Berlin
  • 2017 - Dr. med. Gottfried Ziege, Luckenwalde
  • 2019, 2020 - CDU-Stadtverband Luckenwalde
  • 2021 - Norbert Jurtzik, Luckenwalde
  • 2021, 2022 - Elisabeth Herzog-von der Heide, Luckenwalde
  • 2021 - Erik Scheidler, Luckenwalde
  • 2021 - Felix Thier, Luckenwalde
  • 2021- Manfred Thier, Luckenwalde

Die Aktion Stolpersteine soll fortgesetzt werden, um mit einer möglichst großen Zahl an Stolpersteinen in unserem Stadtbild die Namen der Opfer auf dem Merkzeichen „lebendig“ werden zu lassen.



Seite drucken | Autor: Britta Jähner | zuletzt geändert am: 11.10.2024