2010 - Sigismund Cohn und Familie Schneider, Puschkinstraße 18

Verlegung am 6. Juli 2010

Herr Sigismund Cohn war Mitinhaber der Tuchgroßhandlung Friedrich Schneider. Bis etwa 1918 war er Stadtverordneter für eine bürgerliche Partei. In der Jüdischen Gemeinde hatte er von 1903 bis 1927 eine leitende Funktionen inne, zuletzt auch von 1937 an. Er wurde am 19.08.1942 mit dem 45. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Dort ist er verstorben. Sein Todesdatum ist unbekannt. Sein Bruder Oskar Cohn (SPD) war von 1912 bis 1918 Mitglied des Reichstags und 1919 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung.

Herr Friedrich Schneider, Jahrgang 1855, war Tuchgroßhändler. Die jüngste seiner vier Kinder, die Tochter Elly, verunglückte 1917 als 20-Jährige tödlich. Friedrich Schneider starb 1932. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Luckenwalde begraben.

Frau Flora Schneider, geb. Cohn, war Sigismund Cohns Schwester und Friedrich Schneiders Ehefrau. In einem ihrer Briefe hat sie über den letzten Synagogengottesdienst berichtet, der am Freitagabend, dem 4. November 1938 stattfand – eine Woche vor dem Pogrom. Sie starb 1940 am 21. September, zwei Tage vor ihrem 80. Geburtstag, in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben.

Frau Gertrud Schneider, verehelichte Hirsch, war das älteste Kind von Friedrich und Flora Schneider. 1904 heiratete sie Hermann Hirsch, den Inhaber der Luckenwalder Bronzewarenfabrik. Das Ehepaar ist zusammen mit dem Sohn Robert, dessen Frau und ihrem Kind nach Palästina emigriert.

Herr Erich Schneider, Jahrgang 1884, war der Sohn von Friedrich und Flora Schneider. Er wurde in der Tuchgroßhandlung seines Vaters ausgebildet und hat später in Berlin, Elberfeld und München gearbeitet. Am 1. Weltkrieg hat er als Freiwilliger teilgenommen. 1945 wurde er aus dem KZ Buchenwald befreit. Er wanderte nach Australien aus und starb dort ungefähr vier Jahre nach dem Krieg.

Frau Kaethe Schneider, verehelichte Hahn, war das dritte Kind von Friedrich und Flora Schneider. Mit ihrem Mann Kurt Hahn ist sie 1939 nach Kuba emigriert.

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