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Kulturelle Vielfalt in Luckenwalde

An schönen Tagen, wenn die Sonne scheint und die Wolken etwas Schatten spenden, bemerkt man, wie es sich bunt auf dem Luckenwalder Boulevard tummelt. Menschen sitzen gemütlich beisammen, genießen ein kühles Eis und kommen freundlich miteinander ins Gespräch. So ist es auch nicht selten, dass Personen unterschiedlichster Kulturen und Religionen aufeinandertreffen und sich über die Unterschiede ihrer Traditionen austauschen. Oft kann man bei derartigen Unterhaltungen viele Gemeinsamkeiten feststellen, welche für ein Gefühl der Verbundenheit sorgen. Doch was sind die wesentlichen Unterschiede? Was für Feste feiert man in anderen Kulturen und vor allem, wie unterscheiden sich die verschiedenen Religionen in ihrer Lebensweise und in ihrem Glauben?

In Luckenwalde leben Menschen aus fast 100 Ländern. Da ist es nur selbstverständlich, dass die kulturelle Vielfalt immens hoch ist und deshalb besondere Aufmerksamkeit verdient. Nachfolgend wird das Augenmerk hauptsächlich auf christlichen, buddhistischen, jüdischen, hinduistischen sowie islamischen Fest- und Feiertagen liegen, weil eben jene Religionen vor Ort am häufigsten vertreten sind.

Begeben Sie sich also auf eine kleine Reise und erweitern Sie ihren kulturellen Horizont!

Christliche Fest- und Feiertage

Christliche Fest- und Feiertage sind in Deutschland von sehr großer Bedeutung! Jeder kennt die Osterfeiertage, Silvester oder auch Heiligabend. Selbst Menschen, die den christlichen Glauben nicht teilen, finden Genuss an den zahlreichen Festtagen und übernehmen diese als alteingesessene Traditionen. Doch was ist mit den anderen Feier- und Gedenktagen, deren Bedeutung nicht unbedingt jedem klar ist? Was steckt hinter diesen besonderen Feierlichkeiten?

Gründonnerstag

Am Abend des Gründonnerstags gedenken Christen dem letzten gemeinsamen Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Danach wurde er verhaftet und kurz darauf getötet. Viele christliche Menschen besuchen an diesem Tag den Gottesdienst, bei dem das Gloria gesungen wird und die Glocken läuten. Das Wort „Grün...“ kommt übrigens von „greinen“ und heißt „weinen“.

Pfingsten

An Pfingsten gedenkt man der Entsendung des Heiligen Geistes durch Jesus Christus, fünfzig Tage nach dessen Auferstehung. Dementsprechend wird das Fest auch 7 Wochen nach Ostern gefeiert und beendet somit die schöne Osterzeit. Oftmals werden während dieser Tage viele weiße Tauben gen Himmel geschickt, welche den Heiligen Geist darstellen und als Symbol für Pfingsten gelten sollen. Doch es gibt über Deutschland hinweg verteilt noch viele weitere Bräuche, die sich von Region zu Region unterscheiden. So veranstaltet man im Allgäu beispielsweise ein Pfingstfeuer, in Niedersachsen pflanzt man Pfingstbäume. 

Buddhistische Fest- und Feiertage 

Wer buddhistisch lebt, glaubt an das Samsara, oder besser gesagt, den Kreislauf des Lebens. In dieser Religion spielt das Karma eine große Rolle, denn dieses entscheidet darüber, ob man im nächsten Leben als Dämon, Tier oder Mensch wiedergeboren wird. Im Idealfall erleuchtet man am Ende seines Lebens, tritt aus dem Kreislauf aus und geht ins Nirwana, welches als das Erlöschen der Begierde, des Vergehens und des Hasses gilt.

Vesakh-Fest

Das Vesakh-Fest (oder auch Visak, Vesak oder Wesak)ist der wichtigste Feiertag im Buddhismus. An diesem Tag wird der Geburt, der Erleuchtung, dem Tod und der Verwirklichung des Nirwana von Siddharta Gautama, dem Buddha, gedacht. Bei der Durchführung des Festes orientiert man sich an dem Lunisolarkalender, gefeiert wird also am Vollmond des vierten Monats (im Mai oder Juni). In buddhistischen Ländern sind an diesen Tagen die Straßen bunt mit Blumen geschmückt, welche als Opfergabe gelten.

Chökhor Düchen

An Chökhor Düchen gedenken Buddhisten dem ersten Drehen des Dharma-Rades durch Buddha und der vier edlen Wahrheiten, welche er lehrte. Chökhor Düchen ist ein Tag der Gemeinschaft an dem alle Buddhisten und Buddhistinnen ihren gemeinsamen Ursprung und die daraus resultierende Freundschaft und Gemeinschaft würdigen. Das Fest findet jedes Jahr nach dem tibetischen Mondkalender am vierten Tag des sechsten Monats statt (ca. Mitte Juli).

Jüdische Fest- und Feiertage

Wussten Sie, dass der Sabbat ein wichtiger wöchentlicher Feiertag ist? Der Sabbat ist der 7. Tag der jüdischen Woche (Samstag). Juden und Jüdinnen dürfen an diesem Tag weder arbeiten und kochen, noch Autofahren oder das Licht anschalten. Ist man am Sabbat auf israelischen Straßen mit dem Auto unterwegs, muss man damit rechnen, beschimpft oder gar mit Steinen beworfen zu werden.

Jüdische Feiertage richten sich nach dem Mondkalender. Das heißt sie finden jedes Jahr an einem anderen Tag statt und haben kein festes Datum. Ähnlich verhält es sich auch im Buddhismus, Hinduismus und Islam.

Rosch ha-Schana

Rosch ha-Schana ist das jüdische Neujahrsfest. Das Datum wechselt von Jahr zu Jahr und liegt im Zeitraum von Mitte September bis Mitte Oktober. An diesem Tag wird der Erschaffung der Welt gedacht und die Gläubigen verbringen das Fest mit intensivem Beten. Laut wird es morgens und während der Gebete, wenn das Widderhorn (Schofar) als Mahn- und Weckruf des Gewissens geblasen wird. Auch ist es nicht unüblich, dass man sich an einem Fluss trifft, um dort gemeinsam Brotkrumen ins Wasser zu streuen.  Granatapfel, in Honig getauchte Äpfel und süße Karotten (Zimmes) dürfen auf keinem jüdischen Tisch fehlen. Im Zuge dieses Rituales soll man von den Vergehen des letzten Jahres Abschied nehmen können.

Jom Kippur

Eher ruhig geht es am Versöhnungsfest „Jom Kippur“ zu, welches zehn Tage nach Rosch ha-Schana stattfindet. Es gilt als der wichtigste und höchste Festtag der Juden. An diesem wichtigen Feiertag bleiben alle zuhause, verrichten keinerlei Arbeiten und fasten. Ganz besonders aber versucht man, sich mit Gott ins Reine zu bringen und durch Reue sowie Vergebung der Mitmenschen dessen Urteil positiv zu verändern. Jom Kippur ist ein strenger Fastentag, nicht einmal Wasser ist erlaubt.

Hinduistische Fest- und Feiertage

Während Kühe hier in Deutschland lediglich als Nutztiere angesehen werden, gelten die Tiere in der hinduistischen Kultur als heilig. So dürfen diese nicht geschlachtet werden und können sich auf den Straßen frei bewegen. Die Kuh stellt also einen wichtigen Pfeiler der hinduistischen Glaubenskultur dar und symbolisiert Mutter Erde, denn sie liefert alles, was die Menschen zum Leben brauchen.

Das Holi-Fest

Holi ist eines der bekanntesten Feste im Hinduismus und findet jedes Jahr am Vollmondtag des Monats Phalguna (Februar/März) statt. Während der Feierlichkeiten ist es ein weit verbreitetes Ritual, sich gegenseitig mit buntem Farbpulver zu bewerfen, bunt gefärbtes Wasser von den Balkonen zu schütten und mit Tanz und Musik ausgelassen zu feiern. Doch dieses mehrtägige Fest hat neben dem Werfen von Farbe auch noch eine tiefere Bedeutung: Menschen zelebrieren den Sieg des Guten über das Böse, sowie die Liebe und Verbundenheit des Gottes Krishna zu den Menschen.

Raksha Bandhan

Am „Fest der Brüder und Schwestern“, welches nach dem hinduistischen Mondkalender an einem Vollmondtag im Monat Shravana (meistens im Juli oder August) stattfindet, wird die vertraute Beziehung zwischen Geschwistern gewürdigt. So legen Schwestern ihren Brüdern ein gesegnetes Band (Rahki) um das Handgelenk und Brüder überreichen ihren Schwestern ein kleines Geschenk. Mit beiden Gesten drückt man die geschwisterliche Liebe sowie Vertrautheit zum jeweils anderen aus und verspricht sich Beistand im Leben.

Islamische Fest- und Feiertage

Wussten Sie, dass Muslime nach der islamischen Normenlehre verpflichtet sind, fünfmal am Tag zu beten? Bei diesem täglichen Ritual richten sich die Menschen nach Mekka aus und beten in verbeugender, stehender oder sitzender Haltung. Nicht selten kommt es bei islamischen Gebeten zu einer rituellen Reinigung (auch „Wudu“ genannt), bei der man sich unter anderem die Hände, Füße oder auch das Gesicht wäscht.

Opferfest

Eines der wichtigsten Feste im Islam ist das Opferfest, auch ʿĪd al-Adhā genannt, bei welchem an den Propheten Abraham erinnert wird, der versuchte, seinen Sohn Ismael als Beweis seiner Loyalität zu Allah zu opfern. So ist es im Islam Tradition, im Laufe des Festes genauso wie Abraham ein Opfer zu bringen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Tiere wie Kühe oder Schafe, deren Fleisch an Freunde, Familie oder Bedürftige verteilt wird. Neben der Opferung spielt auch das Gebet an diesen Tagen eine große Rolle. Das Opferfest richtet sich nach dem Mondkalender und findet deshalb jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt statt.

Aschura

Innerhalb der muslimischen Gemeinschaft werden dem Tag unterschiedliche Bedeutungen beigemessen. Der Tag gilt zum Beispiel als Trauerfest im schiitischen Islam. Gläubige gedenken dem Prophetenenkel Hussein, welcher in der Schlacht von Kerbela, am 10. Oktober 680, ums Leben kam. Im Laufe des Trauertages, welcher am zehnten Tag des ersten Monats im islamischen Kalender stattfindet, erfolgen zahlreiche Trauerprozessionen, bei denen sich die Pilger teilweise geißeln, um an den Schmerz und das Leiden Husseins zu erinnern. Neben diesen Selbstverletzungen, die vieler Orts verboten sind, wird während Aschura hauptsächlich still getrauert, freiwillig gefastet oder auch eine traditionelle Süßspeise mit dem Namen „Aschure“ gekocht.     

Ramadan

Natürlich darf in dieser Aufzählung auch der Ramadan nicht fehlen! Mit seinem abschließenden Zuckerfest ist der Fasten-Monat aufgrund der hohen Anzahl an muslimischen Mitbürgern auch im Luckenwalder Stadtbild gut wahrzunehmen. Jährlich findet er im neunten Monat des islamischen Kalenders statt, welcher jedes Mal zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt sattfindet und immer zehn bis zwölf Tage früher beginnt, als im Vorjahr. Während Ramadan wird gefastet. Das heißt muslimische Menschen verzichten tagsüber (zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang) nicht nur auf essentielle Dinge wie Nahrung und Getränke, sondern beschränken auch den Konsum vieler Luxusgüter. So verwenden einige Menschen beispielsweise kein Parfüm oder verzichten sogar auf jeglichen sexuellen Kontakt. Hinter dem Fasten steckt der Glaube daran, dass es für all diejenigen, die ordentlich gefastet haben, eine Tür zum Paradies geben soll. So fasten Muslime, um Körper und Geist zu reinigen und ihre Empathie Bedürftigen gegenüber auszudrücken.

Das ist ein Beitrag von Chiana Henneberg. Sie war im Rahmen ihrer Ausbildung von Februar bis März 2024 im Amt für Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus tätig und unterstützte unter anderem den Bereich Integration.




Seite drucken | Autor: Anke Habelmann | zuletzt geändert am: 08.03.2024