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09.12.2015

Informationsveranstaltungen zum Thema Flüchtlinge

Bereits Ende letzten Jahres haben der Landkreis Teltow-Fläming und die Stadt Luckenwalde mit weiteren Partnern bei zwei Veranstaltungen über die Situation bezüglich der Flüchtlinge im Landkreis informiert. Unter dem Motto „Flüchten nach Luckenwalde – Zuflucht in Luckenwalde“ ging es darum, gemeinsam Transparenz zu schaffen sowie Vorurteilen vorzubeugen bzw. sie abzubauen.

Am 9. Dezember 2015 waren alle Interessierten in den großen Saal im Kreishaus eingeladen. Mehrere Verantwortliche aus unterschiedlichen Bereichen erstatteten Bericht über ihre Erfahrungen bezüglich der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen. Außerdem standen sie im ausführlichen Frageteil Rede und Antwort.

Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide begrüßte im Hinblick auf die erste Veranstaltung zu dem Thema im Januar 2015 zum „Fortgeschrittenenkurs“. Damals sei es darum gegangen, sich auf die Flüchtlinge vorzubereiten. In der Zwischenzeit habe man viele praktische Erfahrungen gesammelt und mit der tatkräftigen Unterstützung vieler ehrenamtlich Tätiger Flexibilität und Pragmatismus beweisen müssen. Die jetzige Veranstaltung diene dazu, die neuen Fragen, die sich seither ergeben haben, zu beantworten und Probleme zu erörtern.

Landrätin Kornelia Wehlan machte deutlich, dass der Flüchtlingszustrom eine große Herausforderung darstellt. Sie bedankte sich bei den Bürgermeistern der Kommunen und besonders der Mittelzentren, die ihre Mitwirkungspflicht annehmen und erläuterte den Beschluss des Kreistages, die unterzubringenden Asylbewerber gemäß der Einwohnerstärken auf die Kommunen zu verteilen.

Mit konkreten Zahlen informierte die erste Beigeordnete, Kirsten Gurske, über die Verteilung der Flüchtlinge im Landkreis. Weiterhin hält der Landkreis daran fest, soweit möglich provisorische Notunterkünfte der Unterbringung in Turnhallen vorzuziehen. In diesen sei die Unterbringung besser und gleichzeitig müsse die normale Nutzung der Turnhallen nicht unterbrochen werden.

Anja Spiegel vom Jobcenter Teltow-Fläming beleuchtete die Auswirkungen der Flüchtlingsströme für den deutschen Arbeitsmarkt. Dabei betonte sie ausdrücklich, dass alle Arbeitslosen gleich behandelt werden, egal ob sie in Deutschland geboren wurden oder nicht: „Wir behandeln unsere Alt- und Neukunden absolut gleich.“ Niemand erhalte weniger Arbeitslosengeld oder Förderung als bisher, die Anträge von deutschen Arbeitslosen werden nicht nach hinten geschoben und die Arbeitsplätze seien für alle da. Generell sind die Arbeitslosenzahlen weiter rückläufig, es werden weiterhin Fachkräfte gesucht und der Flüchtlingsstrom schafft sogar weitere Arbeitsplätze z. B. im Baugewerbe durch die Entstehung von neuen Übergangswohnheimen. Genauso wie deutsche Arbeitslose erhalten auch ehemalige Flüchtlinge nur dann Unterstützung, wenn sie ihren Beitrag dazu leisten, eine Stelle zu finden. Bestehen an der Bereitschaft und dem Einsatz Zweifel, können auch bei diesen Arbeitslosen mit Sanktionen die Zuwendungen gekürzt werden.

Von ähnlichen Auswirkungen berichtete Polizeihauptkommissar Sven Wagener. Auch von der Polizei werden Flüchtlinge ausdrücklich genauso behandelt wie Deutsche oder EU-Bürger. Der Flüchtlingszustrom sei auch für die Polizei eine Herausforderung, auch dort bereite die Sprachbarriere Probleme. „Wir lernen damit umzugehen. Wir stellen uns darauf ein und verbessern uns fortlaufend.“ Natürlich komme es zu Spannungen, wenn viele Menschen auf geringem Platz zusammenleben. Die Kriminalitätsstatistik zeigt jedoch keinen Anstieg von Straftaten bezogen auf die Einwohnerzahlen. Er räumte außerdem mit Vorurteilen auf und betonte, dass alle Straftäter gleich behandelt werden und jede Straftat zur Anzeige gebracht werden muss. Frau Wehlan ergänzte, dass es für jede Flüchtlingsunterkunft eine Sicherheitspartnerschaft gibt.

Frank Quella vom Landesschulamt sprach über die Herausforderung, die aus der Schulpflicht der Flüchtlingskinder entsteht. Auf Nachfrage von Frau Herzog-von der Heide stellte er zusätzliche Lehrer in Aussicht, wenn durch den Zuzug von Flüchtlingskindern die Klassenhöchstfrequenz erreicht werde. Soweit die Räumlichkeiten dafür vorhanden sind, könnten dann gegebenenfalls weitere Klassen gebildet werden.

Ihre persönlichen Erfahrungen bei der Integration von Flüchtlingskindern in den Schulalltag schilderte Ines Schwerdt, Leiterin der Friedrich-Ludwig-Jahn-Oberschule. Gemeinsam mit der Grundschule wurde eine Willkommensklasse gebildet, in der die Flüchtlingskinder zunächst Deutsch lernen, bevor sie am regulären Unterricht teilnehmen. In Fächern wie Kunst, Musik oder Sport sei ein gemeinsamer Unterricht mit den deutschen Schülern möglich, aber im regulären Unterricht „acht Stunden zu sitzen ohne ein Wort zu verstehen wäre für die Kinder eine Zumutung und eine echte Herausforderung für die Lehrer“. Sie berichtete von schwierigen Fällen, von der Belastung für das Personal, aber auch von der großen Freude, die man als Lehrer empfinde, wenn man sehe, dass viele dieser Kinder sich wirklich große Mühe geben und unbedingt Deutsch lernen wollen.

Flüchtlingskoordinatorin stellte sich vor

Abschließend stellte sich Anke Habelmann vor, die seit Dezember 2015 als Koordinatorin für Flüchtlingsintegration für die Stadt Luckenwalde tätig ist. Ihr erstes Projekt ist ein Laiensprachkurs, in dessen Rahmen freiwillige Bürger Flüchtlingen die deutsche Sprache beibringen. Somit wäre nicht nur für die Beschäftigung der Flüchtlinge gesorgt, sondern ein elementar wichtiger Schritt für die Integration könne erreicht werden. Einen Anspruch auf Sprachunterricht hat nur eine begrenzte Anzahl an Flüchtlingen, aber ohne Sprachkenntnisse sei es schwer für die Menschen, sich hier einzuleben. In Brück/Mark läuft ein ähnliches Projekt sehr erfolgreich und auch in Luckenwalde gäbe es großen Bedarf. Mitmachen kann jeder, der Zeit und Lust hat; Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Außerdem wurden die „Winterküche“, ein Projekt der evangelischen Kirche, sowie die vielfältigen Angebote der Gemeinnützigen Arbeitsförderungsgesellschaft mbH Klausdorf vorgestellt.

Landrätin Kornelia Wehlan bedankte sich bei allen, die sich in der Flüchtlingsarbeit einbringen, vor allem bei den vielen ehrenamtlich Tätigen, die einen großen Beitrag dazu leisten, dass die Flüchtlinge sich in unserem Landkreis willkommen fühlen können.

 

 

Die neue Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, Anke Habelmann, stellt das Projekt der Laienlehrer vor.

 

 

Am 14. Dezember 2015 fand für die Anwohner des Biotechnologieparks in Luckenwalde eine Veranstaltung statt, bei der es konkret um die Traglufthalle ging, die dort künftig Flüchtlingen als Unterkunft dienen wird.

Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide betonte, dass jede Kommune verpflichtet ist, Asylbewerber aufzunehmen. Entscheidungskriterien für die Standorte sind Verfügbarkeit, Bezahlbarkeit und baurechtliche Belange. Sie unterstrich jedoch, dass Luckenwalde damit kein Neuland betritt, sondern seit über 20 Jahren Flüchtlinge nach Luckenwalde kommen. Das Übergangswohnheim in der Anhaltstraße wird zurzeit saniert und soll Ende 2016 fertiggestellt sein. „So lange kann man aber nicht warten. Die Menschen stehen jetzt vor der Tür.“ Deswegen muss auf die befristete Variante einer Traglufthalle zurückgegriffen werden.

Landrätin Kornelia Wehlan und Guido Kohl, Sachgebietsleiter im Sozialamt, erläuterten die Verteilung der Flüchtlinge im Landkreis und in Luckenwalde und beantworteten zahlreiche Fragen zur geplanten Traglufthalle und der Flüchtlingsfrage im Allgemeinen. Solweig Bohn, Leiterin der Polizeiinspektion in Luckenwalde, räumte etliche Vorurteile in Bezug auf Straftaten in der Umgebung von Flüchtlingsunterkünften aus und lobte den Landkreis, der für jede Unterkunft ein „gut funktionierendes Sicherheitskonzept“ habe.

Alle Informationen zur Traglufthalle im Biotechnologiepark finden Sie in der folgenden Mitteilung des Landkreises Teltow-Fläming.

Seite drucken | Autor: Sonja Dirauf | zuletzt geändert am: 01.06.2016