Gerd Gebert

"Gerd Gebert wurde am 7. Januar 1926 in Klasdorf/Baruth geboren. Seit 1932 wohnt er in Luckenwalde, wo er die Volksschule besuchte und eine Lehre zum Gebrauchswerber absolvierte. Nebenher belegte er Kurse in Grafik und Schrift an der Abendschule in Berlin und qualifizierte sich so zum Werbefachmann.

Aufgrund einer schweren Kriegsverwundung und der damit verbundenen Invalidität konnte er nach dem Krieg zunächst nur sehr eingeschränkt seinem Beruf nachgehen. 1951 erhielt er die Gewerbegenehmigung, als selbständiger Werbefachmann tätig sein zu können und eröffnete in der Käthe-Kollwitz-Straße seine Werkstatt. Seitdem ist er - mit Ausnahme der Zeit seiner einjährigen Inhaftierung in Stasi-Gefängnissen - in der Region tätig und entwickelte in seinen zeichnerischen, graphischen und gestaltenden Arbeiten seinen unverwechselbaren Gebert´schen Stil.

Hohes handwerkliches Können, Phantasie, Witz, Ironie, die Gabe, Dinge auf den Punkt zu bringen und der an sich selbst gestellte Anspruch auf Perfektion charakterisieren sein Wirken. Der Erfolg und Zuspruch des Weihnachtsmarktes ist seit Jahrzehnten ganz wesentlich seinem gestalterischen Können zu verdanken. Es gibt außerdem zahlreiche Kindereinrichtungen, für die er liebevoll Märchenzimmer hergerichtet hat. Kaum ein Verein oder ein Betrieb, für den er nicht im Laufe seiner 55-jährigen Tätigkeit als selbständiger Werbefachmann Plakate, Bilder, Karikaturen gezeichnet und gemalt oder gegenständliche Dekoration gewerkelt hat. Die im Sommer 2002 stattgefundene Sonderausstellung im Museum "Gebert - ein Luckenwalder Urgestein" präsentierte einen kleinen Ausschnitt seiner Arbeiten und machte zugleich die Bandbreite seiner Ideen und seines Schaffens deutlich.

Über 1000 Besucher, Volksfeststimmung und durchweg positive Resonanz anlässlich dieser Veranstaltung belegen die hohe Sympathie und Zuneigung, die die Luckenwalder aller Altersbereiche ihrem Künstler entgegenbringen. Dass er darüber hinaus ein sympathischer Geschichten- und Anekdotenerzähler und kenntnisreicher Lokalpatriot ist runden seine Qualifikationen ab.

Aus Anlass seines 80. Geburtstags soll die Wertschätzung der Stadt für die Persönlichkeit und das bisherige künstlerische Lebenswerk Gerd Geberts durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft zum Ausdruck gebracht werden."
(Aus der Begründung der Verleihung der Ehrenbürgerschaft, Beschlussvorlage B-4360/2005.)

Am 16. Juli 2007 verstarb Gerd Gebert im Alter von 81 Jahren.

Lebensdaten

  • 1926 Geboren am 07.01. in Klasdorf/Baruth; Vater - Lehrer in Klasdorf, Mutter - Hausfrau
  • 1932 Schule in Klasdorf
  • 1932 Umzug nach Luckenwalde
  • 1933 - 1940 Volksschule in Luckenwalde
  • 04/1940 - 03/1943 Lehre als Gebrauchswerber in Luckenwalde
  • 04/1943 - 07/1943 Werbefachmann bei der Fa. Wurll & Co. Luckenwalde
  • 1943 - 1944 Reichsarbeitsdienst
  • 1944 - 1945 Soldat
  • 02/1948 Entlassung aus dem Krankenhaus als Kriegsinvalide (80 %)
  • 03/1948 - 11/1951 eingeschränkte Berufstätigkeit, stundenweise Werbearbeiten auf Honorarbasis für den Konsum in Luckenwalde
  • 12/1951 - 05/1992 Selbstständiger Werbefachmann
  • 03.07.1952 Hochzeit mit Hanni, geb. Müller, in Lehnin
  • 05/1960 - 05/1961 Stasihaft in Potsdam und Hohenschönhausen , Haftanstalt in Magdeburg
  • 03.07.1990 Tod der Ehefrau
  • 2006 Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Luckenwalde
  • 2007 Gestorben am 16.07.

Übergabe des Ehrenbürgerbriefs

Gerd Kurt Franz August Gebert wurde am 31. Januar 2006 auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Ehrenbürger der Stadt Luckenwalde ernannt.
Auf dem Empfang der Stadt Luckenwalde am 10. Februar 2006 erhielt er den Ehrenbürgerbrief von der Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide und der Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung Dr. Heidemarie Migulla feierlich überreicht.

Aus der Laudatio der Bürgermeisterin

"Eigentlich sind es nur vier Dinge, die ein Bürgermeister können sollte, wenn er denn eine so tüchtige Verwaltung hat wie ich:

  1. Bändchen durchschneiden - das klappt schon ganz gut.
  2.  1. Spatenstich - da gehen die Meinungen bereits auseinander - Unser Stadtverordneter Herr Dutschke beklagt, dass ich immer mit dem falschen Fuß ansteche.
  3. Grundstein legen - das habe ich noch nie gemacht - und wenn man bedenkt, dass ich mich schon beim Spatenstechen nicht formvollendet anstelle, wird das Grundsteinlegen wohl auch kein schöner Anblick sein.
  4. Die Königsdisziplin ist jedoch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft - und da brauchen weder Sie noch ich Angst haben, denn der technische Aufwand ist minimal. Der emotionale dagegen umso größer.

Lieber Gerd Gebert,

ich kann mich kaum entsinnen, dass eine Beschlussvorlage schon vor der Behandlung auf so breitem Konsens beruhte, wie die über Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Sie. Denn alle Stadtfraktionen haben Sie vorgeschlagen und jeder einzelne Stadtverordnete hat sie befürwortet. Und aus unserer Bürgerschaft war danach oft zu hören: "Da habt ihr ja mal was richtig gemacht!"

Aber das ist ja auch kein Wunder. Es gibt wohl kaum jemand in der Stadt, der sich größerer Sympathien als Sie erfreuen könnte - ohne jedermanns Liebling zu sein oder sein zu wollen.

Gerd Gebert wurde in Klasdorf als Sohn des Schulmeisters geboren und hat offenbar schon früh seine Berufung gefunden. Als Kind hatte er es allerdings nicht so mit dem Sprechen. Als seine Familie mit ihm beim Baruther Grafen 1931 zum Neujahrsempfang geladen war, hatten seine klugen Eltern Malzeug eingepackt. Statt dass sich ihr Fünfjähriger mit seiner Maulfaulheit als etwas zurückgeblieben blamierte, entzückte er den Grafen mit seiner Malfertigkeit, mit der er die Heiligen Drei Könige zu Papier brachte.
Diese frühkindliche Prägung auf weihnachtliche Motive mag auch der Schlüssel zu der nun 31-jährigen Verbundenheit mit dem Luckenwalder Weihnachtsmarkt sein.

Im übrigen bin ich sicher, dass er die Worte, die er sich in seiner Kindheit vom Munde abgespart hat, in späteren Jahren draufpackte. Gerd Gebert ist der einzige Mensch, den ich kenne, der mindestens zwei Geschichten gleichzeitig erzählen kann.
1933 zog die Familie Gebert nach Luckenwalde um. Der Stadt und seinem Kiez um die Volksheimsiedlung ist er bis heute treu geblieben. Eine glückliche Kindheit und grundsolide anspruchsvolle Ausbildung in Luckenwalde und Berlin wurden ihm zuteil. Aber die rauhe Wirklichkeit holte auch ihn ein.

Von jedem politischen System hat er seine Narben davongetragen. Ganz heftig in der Zeit des Nationalsozialismus, als Soldat im letzten Kriegsjahr. Vom medizinischen Standpunkt aus müsste er eigentlich schon seit 60 Jahren tot sein, denn "hoffnungslos" lautete wohl die Prognose der Ärzte, die seine schweren Verwundungen in einem Hamburger Lazarett behandelten.

Aber - auch das ist wohl eine typische Eigenschaft - Gerd Gebert pflegt sich Autoritäten zu widersetzen - selbst medizinischen. Natürlich trat keine Spontangenesung ein, das Überleben war mit Invalidität bezahlt.
Dann im nächsten System die nächste Narbe. Seine Despektierlichkeit gegenüber staatlicher Autorität trug ihm 1960 ein langes Jahr der Haft in Stasigefängnissen ein.

Nach seiner Entlassung war er faktisch mit Berufsverbot belegt, denn niemand traute sich, ihm als Grafiker Aufträge zu geben. Aber schließlich: Qualität setzt sich durch - auch dank couragierter Menschen, die sein Können über seine politische Zuverlässigkeit setzten. Ich glaube Gerd Gebert hat noch alle Menschen, die ihn beruflich Fuß fassen ließen in guter Erinnerung. Er hat aber auch verinnerlicht, was Kennedy wie folgt formuliert hat: "Vergib deinen Feinden - aber vergiss niemals ihre Namen".Dass sein guter Ruf als Alleskönner ihm unzählige Aufträge in der Stadt - aber auch weit über ihre Grenzen hinaus - bescherte, ist wohl allen bekannt. Ich wette, dass die Mehrheit unter uns mindestens ein Gebertsches Produkt - sei es Glückwunschkarte, Kalender, Bierdeckel, Weihnachtsteller, Urkunde, Schlüsselanhänger oder ähnliches zuhause in Ehren hält.

Darüber hinaus ist jeder von uns Genießer des Zaubers, den er jedes Jahr in immer anderen Nuancen über unseren Weihnachtsmarkt legt.

Was Herr Gebert bis heute sonst noch so alles drauf hat und was jeder so mit ihm erlebt hat, ist der Gruppenarbeit und den Einzelgesprächen nach dem offiziellen Teil vorbehalten. Ich bin mir sicher, das wird ein abendfüllendes Programm.
Lieber Herr Gebert - ich glaube nicht, dass Sie ein Glückskind sind - dazu haben sie zu viele Schicksals- und Nackenschläge hinnehmen müssen. Ich glaube aber, dass Sie ein glücklicher Mensch sind. Sie haben aus Ihren Gaben Talent, Phantasie, Kreativität, Ironie, Witz und Menschenkenntnis mit Lerneifer, Hartnäckigkeit, hohem Eigenanspruch an Perfektion und eiserner Disziplin wirklich das Beste gemacht.
Sie mögen die Menschen und die Menschen mögen Sie: Darunter sind etliche Freunde - allen voran Frau Lück -, die vor allem auf Ihr Wohlergehen bedacht sind und alles daran setzen, uns den "Meester" noch lange zu erhalten. Dafür danken wir Ihnen, liebe Frau Lück, mit einem kleinen Blumenstrauß sehr herzlich."

Sehr geehrter Herr Gebert,
Frau Dr. Migulla und ich händigen Ihnen nun als Ausdruck der Wertschätzung und des Dankes der Luckenwalder Bürgerschaft den Ehrenbürgerbrief aus.
Da Sie von allen Luckenwalder Symbolen am meisten Turm und Pelikan schätzen, sollen Sie außerdem zwei weitere Exemplare für Ihre Sammlung erhalten. Der Pelikan ist übrigens ein Unikat, das von einer sehr feinen Brandenburgischen Porzellanmanufaktur von Künstlerkollegen im Auftrag der Stadt gefertigt wurde.

Seite drucken | Autor: Britta Jähner | zuletzt geändert am: 26.11.2024