Stand-, Wand- und Bodentafeln

Gedenktafel für die „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“

Tafeltext: „1943 und 1944 kreuzten sich am Luckenwalder Bahnhof die Wege vieler Beteiligter der Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“. Untergetauchte Juden kamen hier an, und tausende Flugblätter wurden von hier aus in andere Städte gebracht.
Hans und Frida Winkler, Werner Scharff, FanciaGrün, Fritz Arndt, Georg Brachmüller, Hilde Bromberg, Anja, Julius und Eugen Friede, Ilse und Gerhard Grün, Lucie und Paul Hitze, Gertrud und Arthur Joachim, Paul Kräge, Henry Landes, Günter Naumann, Paul Rißmann, Paul und Ida Rosin, Michael Schedlbauer, Alfred Stein, Paul Thiele.“

Die „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“ war eine Luckenwalder Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime. In ihr waren Menschen verschiedener Weltanschauungen mit dem Ziel vereint, ihre Mitbürger zum Widerstand gegen Krieg und nationalsozialistische Gewalt zu ermutigen. Die Gruppe verbreitete in Luckenwalde und Berlin Flugblätter, versteckte jüdische Flüchtlinge und stellte Spitzeln Femeurteile zu. Ende 1944 wurden fast alle Mitglieder verhaftet. Die meisten überlebten das Kriegsende im Gefängnis. 

Die Tafel befindet sich vor dem Eingang der Stadtbibliothek, dem ehemaligen Bahnhof, auf dem Bahnhofsvorplatz. Am 4. März 2004 wurde sie in Anwesenheit von Zeitzeugen enthüllt:  Einweihung der Gedenktafel für die Luckenwalder Widerstandsgruppe »Gemeinschaft für Frieden und Aufbau"

Hans und Frida Winkler wurden vom Staat Israel 2008 posthum als "Gerechte unter den Völkern" geehrt: Ehrung für Hans und Frida Winkler (posthum)

Gedenktafel für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Tafeltext: "Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zum ehrenden Gedenken. Die Bürger der Stadt Luckenwalde"

Die alljährliche Gedenkveranstaltung am Holocaustgedenktag, 27. Januar, in Luckenwalde findet im Rathausfoyer unter dieser Inschrift statt (einstimmiger Beschluss des Hauptausschusses vom 7. Dezember 2010). In den Jahren 2022 und 2023 fand die Gedenkveranstaltung aufgrund des Rathausumbaus rund um die Gedenkplatte für die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“ vor der Bibliothek im Bahnof statt.


Gedenktafel Jüdische Gemeinde

Tafeltext: "1753 durften sich auf Grund eines königlichen Schutzbriefes zwei Juden - Salomon Hirschel und Abraham Moses - mit ihren Familien dauerhaft in Luckenwalde niederlassen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in der Stadt vier oder fünf jüdische Familien. Das Hardenbergsche Edikt von 1812 verbesserte die rechtliche Stellung der Juden in Preußen; die volle bürgerliche Gleichberechtigung blieb ihnen aber weiterhin vorenthalten.
Am 2. September 1869 gründeten die Luckenwalder Juden ihre Synagogen-Gemeinde und erbauten 1897 ihre Synagoge. Das Grundstück hatte der Hutfabrikbesitzer Moritz Herrmann der Gemeinde überlassen. Die Einweihung des Gotteshauses wurde am 4. Oktober 1897 unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit gefeiert.

Bei der Entwicklung Luckenwaldes zur Industriestadt seit Mitte des 19. Jahrhunderts spielten jüdische Unternehmer und Kaufleute eine bedeutende Rolle. Nathan Marcus, Georg Pariser, Carl Goldschmidt und Gustav Bauchwitz machten sich als Stadträte um die Stadt verdient, der Arzt Dr. Hermann Salomon war von 1930 bis 1933 Erster Bürgermeister.*
1918 gehörten der Synagogen-Gemeinde 44 beitragspflichte Mitglieder an, darunter 12 Fabrikbesitzer, 19 Kaufleute, 5 Ärzte und 3 Gutsbesitzer. Zusammen mit den Familienangehörigen umfasste die Gemeinde ca. 120 Personen. Die Gemeinde war deutlich in soziale Schichten geteilt: Sie bestand aus wohlhabenden Fabrikanten und Angehörigen des Mittelstands; im Ersten Weltkrieg kamen Textilarbeiter aus dem Osten dazu. Es war eine der Welt zugewandte, moderne Gemeinde.

Anfang 1933 begann unter dem Nationalsozialismus auch in Luckenwalde die Entrechtung, Ausgrenzung und Verfolgung der Juden. Die Presse hetzte gegen sie, SA und HJ verbrannten auf dem Marktplatz Bücher. Die örtlichen Naziführer nötigten die Bevölkerung zum Boykott jüdischer Geschäftsleute und zwangen Bürgermeister Salomon zum Amtsverzicht. Rudolf S. Mosse und Leo Schneider wurden in Berlin ermordet. Bereits bis zum Beginn des Krieges waren die meisten Luckenwalder Juden vertrieben.
Sie emigrierten u. a. nach Palästina, England, Frankreich, in die USA oder auch Südamerika. Während des Novemberpogroms wurde die Synagoge am 19. November 1938 geschändet und ihr Innenraum völlig verwüstet. Die heiligen Schriften wurden entweiht und verschwanden mitsamt dem Archiv der Gemeinde. Der Befehl der SS, die Synagoge niederzubrennen. konnte wegen der angrenzenden Wohnhäuser nicht ausgeführt werden.

Die jüdischen Männer wurden in das KZ Sachsenhausen deportiert und zur Aufgabe ihres Vermögens gezwungen. Nach Zahlung einer Geldsumme kamen sie mit der Auflage frei, Deutschland unverzüglich zu verlassen. 1939 lebten in Luckenwalde nur noch 18 meist ältere Juden. Eine Gemeinde im religiösen Sinne bildeten sie nicht mehr. Die meisten von ihnen fielen dem nationalsozialistischen Rassenwahn in den Kriegsjahren zum Opfer."

Das Merkzeichen befindet sich vor der ehemaligen Synagoge der jüdischen Gemeinde in der Puschkinstraße 38. Auf der Tafel wird auch aller Holocaust-Opfer gedacht, die einmal zur hiesigen jüdischen Gemeinde gehört haben.

Merkzeichen für die Jüdische Gemeinde enthüllt

Gegen Abend des 19. Februar 2008 wurde die Erinnerungstafel für die Jüdische Gemeinde vor der ehemaligen Synagoge in der Puschkinstraße enthüllt.
Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide begrüßte die Anwesenden herzlich zur Einweihung des 1. Merkzeichens an einem symbolträchtigen und stadtgeschichtlich bedeutendem Ort: „Die Juden Luckenwaldes, die während der Schoah systematisch entrechtet, verfolgt, in den Tod getrieben oder ermordet wurden, haben keine Grabsteine. Sie wurden wahrscheinlich nicht einmal bestattet und niemand weiß, wo ihre sterblichen Überreste sind. Herrn Pfarrer Riemer ist es zu verdanken, dass wir wenigstens ihre Namen kennen und mit der Verewigung dieser Namen auf dem ersten Merkzeichen jedes Einzelnen individuell gedenken können. An die Katastrophe des Holocausts müssen wir uns immer erinnern.“ So die Bürgermeisterin und hofft, „dass wir mit diesem Luckenwalder Merkzeichen vor der ehemaligen Synagoge dazu beitragen, ein richtiges Stück Erinnerungsarbeit zu leisten."

Daran knüpfte Dr. Peter Fischer vom Zentralrat der Juden Berlin an. Mit diesem Merkzeichen werden Informationen über die Juden und ihr Schicksal in die Öffentlichkeit getragen. In der heutigen Gesellschaft ist es problematisch, Bürgersinn für diese Menschen und ihr Unheil zu entwickeln. Dass es jüdisches Leben einmal in Luckenwalde gegeben hat, daran erinnert heute um so mehr diese Tafel. Für das Engagement um den Erhalt an das Gedenken jüdischer Mitbürger bedankte sich Dr. Fischer bei der Stadt Luckenwalde.

Unter den Gästen waren auch Ruth Kühne-Winkler und Eugen Herman-Friede. „Morgen wird in einer Gedenkstunde in der Israelischen Botschaft an die Luckenwalder Hans und Frida Winkler erinnert. Ihnen wurde vor kurzem posthum die Auszeichnung  »Gerechte unter den Völkern« verliehen, die höchste Auszeichnung, die Israel an Nichtjuden vergibt. Hans und Frida Winkler gehörten der Widerstandsgruppe Gemeinschaft für Frieden und Aufbau an. Sie und weitere Mitstreiter setzten ihr Leben ein, um verfolgte Juden zu retten, aber auch um mit riskanten Flugblattaktionen für das Ende des Krieges und den Sturz der mörderischen Diktatur zu kämpfen. Ich freue mich, dass die Tochter der beiden Ruth Kühne-Winkler und Eugen Herman-Friede, der zu den Geretteten gehört, auch heute hier bei uns sind.“, so die Bürgermeisterin.

Werner Buys (l.) und Wera Zeller (3. v. r.), eine der wenigen Zeitzeugen, die noch aus eigenem Erleben über den Alltag jüdischer Luckenwalder berichten können, enthüllten die Tafel. 

(Aus der Veröffentlichung im Amtsblatt für die Stadt Luckenwalde Nr. 5 vom 04.03.2008.)

* sh. auch Ehrenbürger und bekannte Luckenwalder

Gedenktafel NKWD-Dienststelle Burg

Tafeltext: "In der Villa Burg 29 a befand sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges der Verhörkeller der sowjetischen Geheimpolizei NKWD. Hier wurden neben mutmaßlichen NS-Verbrechen zahlreiche willkürlich denunzierte Luckenwalder Personen inhaftiert, darunter auch Sozialdemokraten und oppositionelle Kommunisten. Sie wurden in stalinistische Lager, vor allem nach Ketschendorf bei Fürstenwalde, weitertransportiert. Viele von ihnen kamen ohne jegliche gerichtliche Untersuchung in diesen Lagern um."


Merkzeichen Befreiungskriege

Tafeltext: Befreiungskriege - Hier starben am 20. August 1813, drei Tage vor der Schlacht von Großbeeren, bei einem Scharmützel neunzehn auf französischer Seite kämpfende Soldaten und zehn mit Preußen verbündete Kosaken.

Hermann Hahn berichtet 1917 in seinem Buch „Luckenwalde in frühen Kriegstagen“  darüber: „Am 20. August 1813, um 6 Uhr nachmittags knatterte es plötzlich vor dem Trebbiner Tore. 2.000 Kosaken waren herbeigeeilt und griffen lebhaft an. Die Franzosen gerieten in Kopflosigkeit und Unordnung, und Hunderte von Kavallerien sprengten durch die Stadt. Allein die Bayrische Infanterie wich nicht zurück, und in ihrem Feuer mussten die Kosaken abziehen. Im Ganzen fanden bei dem Gefecht 19 Franzosen, d. h. tatsächlich waren es mit Napoleon verbündete Bayern und Württemberger, sowie 10 Kosaken den Tod.“ 

Das Merkzeichen sowie der Gedenkstein befinden sich an der Ruhlsdorfer Chaussee, Ortsausgang Luckenwalde. 

Merkzeichen Verfolgte des Nationalsozialismus

Erwin Münchow
Schulrektor
19.06.1888 Berlin 
02.10.1973

Erwin Münchow, aus Wittenberge gekommen, leitete von 1028 bis 1933 als Rektor die erste weltliche Schule in Luckenwalde, die 1930 in der heutigen Friedrich-Ebert-Grundschule einzog. Als aktiver Sozialdemokrat trat er für die Jugendweihe ein. 1933 wurde er aus dem Schuldienst entfernt und war bis 1933 in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert.
Nach 1945 wieder als Rektor im Schuldienst tätig, gehörte er ab 1949 dem Stadtrat von Dortmund und von 1950 bis 1954 dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an.            

Hermann Salomon           
Arzt und Bürgermeister
04.09.1888 Gotha           
14.05.1970 Neuilly-sur-Seine

Dr. Hermann Salomon, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, ließ sich 1919 als Arzt in Luckenwalde nieder. Er war SPD-Stadtverordneter, Stadtrat und von 1930 bis 1933 Erster Bürgermeister. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten gezwungen, sein Amt niederzulegen. Danach war er wiederholt, zuerst im KZ Sachsenhausen, inhaftiert. Dr. Salomon emigrierte 1937 nach Jugoslawien, arbeitete als französischer Kolonialarzt in Afrika und lebte nach dem Krieg in Frankreich.

Willy Albert Scholz  
Hutmacher und Vorsitzender der KPD in Luckenwalde
22.10.1889 Luckenwalde 
20.02.1945 KZ Bergen-Belsen                                                                                                             

Willy Scholz war Mitbegründer und 1920 bis 1933 Vorsitzender der KPD Luckenwalde, auch gehörte er der Stadtverordnetenversammlung und dem Kreistag an. 1924 gründete er die Luckenwalder Ortsgruppe des Rotfrontkämpferbundes und 1930 den Kampfbund gegen Faschismus. Ab 1932 gab er die Zeitung „Der Industrieprolet“ heraus. Seit 1933 wurde Scholz mehrfach, u. a. im KZ Sachsenhausen, inhaftiert und kam 1945 im KZ Bergen-Belsen um.

Otto Starsoneck     
Tischler       
22.08.1889
23.08.1942 Luckenwalde                                                                                                                             

Otto Starsoneck war Kassierer der „Roten Hilfe“ in Luckenwalde. Weil er seine Arbeit trotz Verbots der Organisation fortsetzte, wurde er im Oktober 1933 verhaftet, zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt und in Berlin-Plötzensee eingesperrt. Er starb 1942 an den Folgen der Haft.

Konstantin Alois Arno Ertner
Maschinenbauingenieur   
03.04.1904 Luckenwalde         
15.02.1943 KZ Dachau

Arno Ertner wurde 1941 in der Norddeutschen Maschinenfabrik wegen Verbreitung der Predigtbriefe des Bischofs von Galen gegen die Euthanasie verhaftet. Sein Leidensweg führte über das Polizeigefängnis in Potsdam und das KZ Sachsenhausen in das KZ Dachau, wo er 1943 umkam.

Franz Fritz Ernst Kloß       
Böttcher und Sportler           
04.09.1907 Luckenwalde                       
12.04.1933 Luckenwalde

Ernst Kloß boxte erfolgreich in dem der KPD nahestehenden Rotsport-Verein. Im April 1933, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, fand in Luckenwalde ein Standarttreffen von 1.200 Vertretern der SA und der Hitler-Jugend statt, in dessen Folge SA-Männer Kloß verprügelten, verfolgten und ihm auf offener Straße tödliche Schussverletzungen beibrachten. Obwohl Polizisten zeugen dieses Verbrechens waren, wurden die Täter nicht ermittelt und die Untersuchungen bereits 18 Tage später eigestellt.

Die Merkzeichen befinden sich am Marktplatz zwischen Rathaus und HeimatMuseum (zurzeit wegen der Rathaussanierung abgebaut). 

Verlegte Stolpersteine


Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann jederzeit ergänzt werden.

Seite drucken | zuletzt geändert am: 24.08.2022