"Stolpersteine - Stolpern zum Gedenken"

Am 22. Oktober 2012 wurden in Luckenwalde auf Initiative des CDU-Stadtverbandes vier weitere sogenannte Stolpersteine verlegt. Diese erinnern an Luckenwalder Bürger, die während der NS-Herrschaft verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Künstler Gunter Demnig freute sich, wieder hier zu sein. Über 30.000 der Messingplatten hat er bereits in ganz Europa verlegt. "Das ist keine Routine. Immer wieder ist es ein neues Schicksal." Stolpersteine heißen die Erinnerungszeichen, weil man mit Kopf und Herz stolpern solle. Sich mit dem Leben eines jüdischen Bürgers zu beschäftigen, sei eine andere Form des Geschichtsunterrichts, als in Büchern Zahlen von Todesopfern zu lesen. Auch die Arbeitsgemeinschaft Schulhistorik der Friedrich-Ebert-Grundschule legte Rosen nieder.

S. E. der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Herr Yaakov Hadas-Handelsman, betonte, wie wichtig diese Aktion sei. Die Nationalsozialisten hätten diesen verfolgten Menschen den Namen nehmen wollen. Das Judentum lehre, dass ein Name mehr ist als nur ein Name. Jeder Mensch sei eine ganze Welt, voller Talente, Träume und Hoffnungen. "Die Stolpersteine sind ein kleiner Sieg über die Gleichgültigkeit und das Vergessen."


Pfarrer Detlev Riemer (rechts im Bild) hatte die Namen und Lebensläufe der verfolgten Luckenwalder Juden recherchiert und erzählte von deren Leben in der Stadt und wie es z. T. beendet wurde.
Vor dem Gebäude Markt 6, dem letzten frei gewählten Wohnsitz von Emma Marcus, wurde ein Stolperstein mit ihrem Namen verlegt. Frau Marcus wurde 1868 als Emma Kronheim geboren, war die Witwe des 1914 verstorbenen Luckenwalder Stadtrats und Bankiers Nathan Marcus und wurde im Alter von 74 Jahren nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet. Vor dem Grundstück Zinnaer Straße 15 wurden drei Stolpersteine für die Familie Schneider verlegt. Herr Leo Schneider, Jahrgang 1894, wurde 1935 wegen Beleidigung des Führers verhaftet und im Gefängnis Berlin-Moabit zu Tode geprügelt. Seine Frau Hanna Schneider, geborene Berlin, Jahrgang 1895, wurde als Staatenlose 1938 nach Polen abgeschoben. Am 21. September 1942, dem Versöhnungstag, wurde sie in Wilna erschossen. Der Sohn der beiden, Max Schneider, 1922 geboren, wurde 1938 nach Polen abgeschoben. 1939 emigrierte er nach Palästina und überlebte so den Holocaust.

Dank der Stolpersteine werden diese vier jüdischen Luckenwalder nicht vergessen. An den Geburtsdaten der in diesem Jahr Geehrten ist ersichtlich, dass die Grausamkeit und der Wahnsinn der Nationalsozialisten weder vor einem hohen Alter noch vor der Jugend Halt machte.
Leider konnten in diesem Jahr erstmalig keine Verwandten der zu Ehrenden eingeladen werden, laut Auskunft von israelischen Verwandten der ebenfalls in Luckenwalde mit Stolpersteinen geehrten Bürger lebt Max Schneider nicht mehr.

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22.10.2012 
Seite drucken | Autor: Stadt Luckenwalde | zuletzt geändert am: 10.11.2016