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08.09.2021

1. Luckenwalder Kinder- und Jugendforum

Wie nimmt man Luckenwalde wahr, wenn man zehn Jahre alt ist? Wie sollte sich unsere Kreisstadt aus der Sicht einer Sechzehnjährigen entwickeln? Wünscht man sich als junger Erwachsener für Luckenwalde die Filiale einer amerikanischen Fast-Food-Kette und sonst nichts?

Diesen Fragen ging die Stadt Luckenwalde mit dem 1. Kinder- und Jugendforum auf den Grund. Junge Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, mitzubestimmen, was in ihrem Wohnort passiert – spätestens seit dies 2018 in die Brandenburger Kommunalverfassung aufgenommen wurde. Wie man Kinder und Jugendliche aber beteiligt, sie für die Mitbestimmung sensibilisiert und begeistert, darüber wird lang und breit diskutiert. Luckenwalde hat damit anlassbezogen seit vielen Jahren gute Erfahrungen gesammelt. Das Forum soll der jüngeren Einwohnerschaft themenübergreifend eine Beteiligung ermöglichen.

Wegen der Pandemie musste die Auftaktveranstaltung immer wieder verschoben werden. Letztendlich waren am 12. August alle Kinder und Jugendlichen der Stadt in das Jugendzentrum Go7 eingeladen. Wir wollen ganz ehrlich sein: Alle sind nicht gekommen. Trotzdem waren die Mitarbeiter der Abteilung Jugend- und Jugendsozialarbeit für den Anfang ganz zufrieden mit der Resonanz. Von Grundschülern bis Mittzwanzigern waren alle Altersgruppen im Hof des Jugendzentrums vertreten. An vier Thementischen hatten die jungen Luckenwalderinnen und Luckenwalder die Gelegenheit, ihre Meinung zu sagen, gemeinsam zu diskutieren und Fragen zu stellen. Bei jeder Gruppe saßen Mitarbeiter der Stadtverwaltung und ein Schul(sozial)arbeiter. Ziel war es, mit den jungen Einwohnern ins Gespräch zu kommen, Ideen mitzunehmen, Hintergründe zu erläutern und Schwellen abzubauen, die eine Stadtverwaltung abschreckend wirken lassen können.

Am ersten Thementisch diskutierten die Mädchen und Jungen mit Tomas Blümel, Leiter der Abteilung Infrastrukturelle Gebäudeverwaltung aus dem Amt Gebäude- und Beteiligungsverwaltung. Dabei ging es ganz konkret um die Gebäude und Sportplätze der Stadt, die oft von der jungen Zielgruppe genutzt werden. Naheliegend sprachen die Jugendlichen zunächst einige Mängel im Wohnheim an, die so direkt den richtigen Ansprechpartner erreichten. Dann wurde gemeinsam überlegt, wie man den Mozartplatz für Jüngere attraktiver machen könnte. Weiterhin wurde z. B. der Wunsch geäußert, die Sportanlage in der Dessauer Straße abends länger zu öffnen. Luckenwalde versteht sich als Sportstadt und alle Vereine dürfen die städtischen Anlagen kostenfrei nutzen, dennoch sind Erweiterungen auf diesem Gebiet meist mit erheblichen Kosten verbunden.

Einen Tisch weiter wurde über Grünflächen, Straßen, Umwelt und Freizeit diskutiert. Jürgen Schmeier, Amtsleiter im Straßen-, Grünflächen- und Friedhofsamt und Frank Dunker, Amtsleiter Bauhof, nahmen sich die Zeit, mit den Kindern und Jugendlichen über das weite Themenfeld zu sprechen. Gemeinsam wurde überlegt, ob die Gehwege in Luckenwalde breit genug sind und wie breit sie überhaupt sein dürfen. Die Kinder äußerten Ideen für die Gestaltung der Außenanlagen am Treffpunkt 29 in der Straße des Friedens. Gibt es in Luckenwalde viele Grünanlagen? Sind diese etwas für alle Altersgruppen? Bei der Frage, was für die Freizeitgestaltung fehlt, fielen dann doch die erwarteten Wünsche Mc Donalds und eine Bar oder Disco.

Unter hölzernen Palmen, die selbst vor einigen Jahren aus einer Beteiligungsaktion von Kindern und Jugendlichen hervorgegangen sind, saß ein weiterer Thementisch. Lisa Schley, Mitarbeiterin im Stadtplanungsamt, überlegte mit den Anwesenden, wie Luckenwalde in zehn Jahren aussehen könnte. Eine durchaus lange Zeitspanne, wenn man selbst noch nicht viel länger auf der Welt ist. Wie bei jedem Thementisch wurden alle Anregungen und Ideen auf einer Stellwand festgehalten. Nach angeregter Unterhaltung war dort unter anderem zu lesen: „Mehr Action im Freibad“, „Sharingangebote a) Mobilität b) Ernährung c) Kleidung“, sowie „Digitalisierung der Schulen“. Auch der Einfall, eine Sommerrodelbahn könnte dann die ehemalige Deponie schmücken, war notiert worden.

Der vierte Thementisch beschäftigte sich mit Grundsätzlichem: Lars Thielecke, Amtsleiter Bildung, Jugend und IT wollte wissen: Wie möchten Kinder und Jugendliche beteiligt werden? Was stellen sie sich unter Beteiligung vor? Auf welchen Kanälen erreicht man sie am besten? Die Antworten reichten von Instagram über Umfragen in der Schule bis zu Flyern oder weiteren Veranstaltungen dieser Art. Die Gruppe überlegte, was ein Spielplatz bieten müsse, um für möglichst viele Altersgruppen interessant zu sein und vieles mehr.

Nachdem die Kinder und Jugendlichen per Los an einem der Thementische starteten, konnte nach einigen Minuten gewechselt werden.  Zur Stärkung gab es für alle Leckereien vom Foodtruck und Eis. Die Organisatoren bedankten sich für die zahlreichen tollen Ideen, die gezeigt haben, dass die Teilnehmer sich wirklich Gedanken gemacht haben über die Qualitäten und die Zukunft unserer Stadt.Die Verwaltung wird die Veranstaltung auswerten und über eine geeignete Fortführung nachdenken.

Kinder- und Jugendbeteiligung gibt es in Luckenwalde nicht erst seit der Änderung der Kommunalverfassung. Über die Gestaltung der für das Forum genutzten Außenanlage des Jugendzentrums in der Goethestraße entschieden die Nutzer selbst. Deswegen besteht sie heute aus Aufenthaltsbereichen, einem Kleinsportfeld und einer Chillout-Lounge mit einer Hängematte zwischen Palmen. Ähnlich gute Ideen holte sich die Stadt Luckenwalde von den Schülerinnen und Schülern der Friedrich-Ebert-Schule für den neuen Spielplatz, der in der Grünstraße entstehen soll. Für den Bürgerhaushalt kann man Vorschläge einbringen, ganz egal, wie alt man ist. Das Mindestalter zum Abstimmen über die Vorschläge wurde von vierzehn auf zehn Jahre gesenkt.

Seite drucken | Autor: Sonja Dirauf | zuletzt geändert am: 08.09.2021