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07.04.2023

Als in Luckenwalde Bücher brannten - Erinnerungsveranstaltung in der Bibliothek

Am 7. April 1933 verbrannten Nationalsozialisten auf dem Luckenwalder Marktplatz Bücher jüdischer Autorinnen und Autoren. Am heutigen Freitag jährt sich dieses traurige Ereignis zum 90. Mal. In einer Gedenkveranstaltung wurde in der Bibliothek im Bahnhof zu diesem Anlass an verfemte, deutschsprachige Schriftstellerinnen und Schriftsteller erinnert und ihre Lebensgeschichten ins Gedächtnis gerufen. 

In einem Eröffnungsvortrag gab Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide zunächst einen Rückblick auf die schaurigen Geschehnisse vor 90 Jahren. In Luckenwalde fand eine der ersten Bücherverbrennungen nach Hitlers Machtergreifung – noch vor den Nazi-Inszenierungen auf dem Berliner Opernplatz am 10. Mai 1933 – statt. Das nationalsozialistisch ausgerichtete "Tageblatt" beschrieb in seiner Ausgabe vom 09.04.1933 das Ereignis folgendermaßen:

"Pünktlich formiert sich der Zug der Hitler-Jugend, vom Jungvolk flankiert. In ihrer Mitte trugen sie auf vier großen Barren all den Schund und Schmutz, mit dem 14 Jahre lang das Volk und die Jugend verseucht und verhetzt wurde. An die Hitler-Jugend schloss sich der Bund deutscher Mädel und die Jungmädelgruppe an. Darauf folgten Abordnungen der SA, der SA-Reserve, des Motorsturms und der SS. So marschierte die Hitler-Jugend zum Marktplatz, begleitet von einer riesigen Menschenmenge. Auf dem Marktplatz bilden die Teilnehmer ein großes Viereck. Der ganze Mist wurde dann in die Mitte desselben geschüttet und ohne lange Vorrede in Brand gesetzt. Die deutsche Jugend lässt sich eben nur von Deutschen, nicht aber von Juden führen. Und wenn die alte Generation nicht gründlich aufräumte, so erledigt das die Hitler-Jugend, ohne viel zu reden."

Doch wer waren die Autorinnen und Autoren, die den nationalsozialistischen Machthabern und ihren Helfershelfern als so gefährlich erschienen, dass ihre Bücher öffentlich verbrannt wurden und deren Namen ausgelöscht und vergessen werden sollten? Dieser Fragestellung nahmen sich die Vertreter einer im September des vergangenen Jahres gegründeten Arbeitsgruppe an. Tom Ritter, Bonny Oppermann, Martin Zeiler und Doris Ulrich verliehen vier Autorinnen und Autoren mit der Vorstellung ihrer Texte im Rahmen der Veranstaltung eine Stimme. Zu hören gab es Auszüge aus Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues", Adrienne Thomas' "Die Katrin wird Soldat", verschiedenen Schriften von Stefan Zweig sowie Erich Kästners Werken "Das fliegende Klassenzimmer" und "Fabian". Zum Abschluss der Vorträge wurden die verbrannten Werke symbolisch zurück in ein Bücherregal gestellt. In einem abschließenden Vortrag beleuchtete Ralf Eyssen weitere Schriftsteller und Verleger deren Werke den Flammen zum Opfer fielen. 

Seite drucken | Autor: Elisabeth Thiemann | zuletzt geändert am: 12.04.2023