Luckenwalderin erhält Verdienstorden des Landes Brandenburg
Auf Vorschlag der Stadt Luckenwalde erhielt Frau Dr. Margitta-Sabine Haase am Freitag den Verdienstorden des Landes Brandenburg für ihr ehrenamtliches Engagement.
Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke hat an sechs Bürgerinnen und Bürger den Verdienstorden des Landes Brandenburg verliehen. Die Frauen und Männer wurden in der Potsdamer Staatskanzlei für ihren außerordentlichen Einsatz für Brandenburg und die Menschen im Land geehrt. Woidke: „Von der Kultur und Denkmalpflege über den Sport und die Verkehrssicherheit bis zur Frauen-Nothilfe und der Förderung von Kindern mit Behinderung machen sie unser Land schöner, sicherer, fairer und schlichtweg besser – und das oft schon seit Jahrzehnten.“
In der Begründung von Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide zu dem Vorschlag heißt es:
Am 27. November 2006 gründete sich der Förderverein Jakobikirche e. V. Er hatte sich der eigentlich unmöglichen Aufgabe verschrieben, die in die Jahre gekommene, riesige Kirche, deren 72 m hoher Turm die Silhouette von Luckenwalde mitbestimmt, zu retten. Es drohte nämlich die Schließung der größten von drei evangelischen Kirchen Luckenwaldes, weil die schrumpfende Kirchengemeinde mit dem Erhalt und der Sanierung überfordert war.
Treibende Kraft in der Vereinsgründung und ihrer Festigung war und ist dabei die Vereinsvorsitzende Frau Dr. Haase. Der Verein ist im Laufe der Zeit auf 50 Mitglieder angewachsen. Es verlangt Ausdauer, Beharrungsvermögen und Überzeugungskraft, Mitstreiter zu gewinnen und diese bei der Stange zu halten. Bemerkenswert ist, dass an der großen Aufgabe der Kirchenrettung gläubige Christen der Kirchengemeinde Hand in Hand mit atheistischen Lokalpatrioten zusammenwirken.
Frau Dr. Haase ist eine mutige Visionärin, kluge Strategin und gleichzeitig eine pragmatische Realistin. Sie hat einen Blick für Talente und schafft es, dass ihre Mitstreiter ihre individuellen Gaben für die gemeinsame Sache einbringen. Sie fördert Zusammengehörigkeit und Teamgeist. Durch ihr Vorbild sind die Vereinsmitglieder befähigt worden, über sich selbst hinauszuwachsen: Sie sind zu Experten der Kirchengeschichte geworden und können Besuchergruppen aus dem „Eff-Eff“ sachkundig mit den architektonischen Besonderheiten vertraut machen. Sie sind Fachleute in der Reinigung historischer Bauten geworden. Sie sind Bauleiter, Handwerker und Hilfsarbeiter zugleich. Sie überreden Industriekletterer, mal eben die Birken vom Dach zu entfernen. Sie sind Designer, die Bankkissen entwerfen und nähen. Sie sind Floristen, wenn es um die Ausschmückung der Kirche geht. Sie sind Marketingexperten, Fotographen und Archivare, die Ausstellungen und Broschüren konzipieren. Sie wissen, dass mit Kuchenbasaren allein die Kirche nicht zu retten ist, dass es aber auch nicht ohne geht. Und so stellen sie mit nicht nachlassender Ausdauer beeindruckende Verkaufs- und Versorgungsstände bereit. Frau Dr. Haase hat sich selbst zu einer erfolgreichen Eventmanagerin entwickelt, die namhafte Künstler zu Auftritten in der Jakobikirche verpflichten konnte und die ihr immer wieder volles Haus bescheren. So ist die Jakobikirche mittlerweile zu einer gern besuchten Veranstaltungsstätte in Luckenwalde avanciert.
Frau Dr. Haases besonderer Verdienst ist es jedoch, mit großem Charme, Überzeugungskraft und sanftem Beharrungsvermögen Fördermittel in der Größenordnung von mehreren Hunderttausend Euro bei Privatpersonen und Stiftungen einzuwerben, mit deren Hilfe der besondere Schatz der Kirche wieder zum Strahlen gebracht werden konnte. Denn die Jakobikirche Luckenwalde verfügt mit ihren zahlreichen bleiverglasten Fenstern über ein außergewöhnlich umfangreiches Ensemble künstlerisch hochwertiger Glasmalereien des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Alters- und witterungsbedingte Verformungen des Bleinetzes, Korrosion der Stahlrahmen und nicht zuletzt Schäden am Glas, u. a. durch Stürme, Kriegseinwirkungen und Vandalismus, gefährdeten akut den historischen Bestand.
Stück für Stück bewirkte Frau Dr. Haase gemeinsam mit den übrigen Ehrenamtlichen im Verein Erstaunliches: Die vom Holzschwamm befallene Empore wurde erneuert, der Einbau einer Heizung erfolgte, die Sakristei ist renoviert, eine Rampe wurde angebaut, um den Innenraum der Kirche auch gehbehinderten Menschen zugänglich zu machen. Fensterpaten wurden geworben, die für die Sanierung der 45 kleineren Rundbogenfenster aufkamen. Das „Meisterstück“ ist jedoch die denkmalgerechte Sanierung der fünf großen Fenstergruppen, oberhalb der Emporen, die das Kirchenschiff schmücken und unweigerlich die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen. Frau Dr. Haase blieb über ein Jahrzehnt erfolgreich am Ball, um die erheblichen Mittel einzuwerben, so dass in 2019, pünktlich zum 125-jährigen Bestehen der Jakobikirche, die Fensterrestaurierung zum Abschluss gebracht werden konnte.
Dieser Erfolg ist für sie aber noch lange kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Jetzt verlangt die Restaurierung der 1894 von den Gebrüdern Dinse gebauten begehbaren Orgel, die über 44 Register verfügt, ihren ganzen Einsatz.
2009 wurde Frau Dr. Haase als Vorsitzende des Fördervereins Jakobikirche e. V. der Denkmalpreis des Landkreises Teltow-Fläming überreicht.
2014 ehrte die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Rahmen des Brandenburgischen Denkmalpreises den Förderverein Jakobikirche e. V. für sein herausragendes bürgerschaftliches Engagement für die Instandsetzung und kulturelle Nutzung der Jakobikirche mit einer Anerkennungsurkunde.
Auch wenn die Rettung der Jakobikirche für Frau Dr. Haase ein Hauptamt im Ehrenamt bedeutet, so geht ihr Engagement zum Wohl und in Verantwortung für ihre Heimatstadt noch weiter. Seit 2003 wurde sie viermal in die Stadtverordnetenversammlung Luckenwalde gewählt. Dort wird insbesondere ihre betriebswirtschaftliche Expertise geschätzt, was sich u. a. in ihrer Wahl zur Aufsichtsratsvorsitzenden der Städtischen Betriebswerke Luckenwalde und der Mitgliedschaft im Finanzausschuss ausdrückt.
Die zuvor skizzierten Fähigkeiten, die Frau Dr. Haase im Ehrenamt für die gute Entwicklung Luckenwaldes eingebracht hat und die dadurch erzielten Erfolge sind nach meiner Auffassung überzeugende Gründe, Frau Dr. Haase mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg auszuzeichnen.