Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Luckenwalde
Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Luckenwalde begann ursprünglich mit Unzulänglichkeiten in den Feuerlöscheinrichtungen. So verweigerten im Jahre 1867 bei einem größeren Brand in der Geraer Kolonie (heute Käthe-Kollwitz-Straße) die feuerlöschpflichtigen Bürger dem Kommandeur den Gehorsam, ließen die Brandstelle im Stich und gingen einfach nach Hause. Das führte zu einer offenen Beschwerde der Bürger an den Herrn Landrat. Diese traurige Zeit brachte jedoch Luckenwalde den Mann, welcher mit Lust und Energie das Feuerlöschwesen wieder in richtige Bahnen brachte:
Der Bürgermeister Friedländer ließ 1875 die ganze Bürgerschaft von Luckenwalde straßenweise zur Aufnahme der Mannschaftslisten antreten und schuf durch Nummernschilder eine Kontrolle. Zugleich erkannte er auch die Zweckmäßigkeit einer Freiwilligen Feuerwehr und gründete unter Mitwirkung der Mitglieder des Männerturnvereins die Freiwillige Turnerfeuerwehr.
Erst 1880 löste sich die Wehr vom Turnverein. Der erste Kommandeur der Feuerwehr war der städtische Forstaufseher Karl Wolf (1875 bis 1882). Die Uniformierung bestand zuerst aus einer weiß-roten Armbinde. Beim Brande der Tuchfabrik Fähndrich in der Burg hatte sich die Wehr kräftig eingesetzt. Fähndrich kleidete, als Anerkennung für die Hilfe aller Feuerwehrleute, jeden mit blauem Tuch ein.
1882 bildete sich eine zweite Abteilung der Feuerwehr, welche sich im Gegensatz zur ersten Abteilung, die von der Stadt unterhalten wurde, aus eigenen Mitteln uniformierte. Die Führung der beiden Abteilungen übernahm der Schlossermeister Carl Klinkert als Oberführer von 1882 - 1892.
Bis 1892 stand zwischen Markt 9 und Breite Straße 1 ein massives Spritzenhaus mit 5 Feuerspritzen, 30 Wassereimern, 9 Feuerleitern, 10 Feuerhaken, 3 Wasserwagen und 3 Wasserschleifen (Faß auf Kufen).
Auf Beschluss des Magistrats wurde 1892 der Tuchfabrikant Carl Lachmann zum Oberführer ernannt. Die Löschgeräte wurden bis zum Bau eines neuen Feuerwehrhauses in der Körnerschule, der kleinen Weinbergstraße und in der Ernst-Moritz-Arndt-Schule untergestellt. 1894 wurde die Vereinigung der beiden Abteilungen zu einer Freiwilligen Feuerwehr beschlossen.
1900, zum 25-jährigen Stiftungsfest, waren 26 auswärtige Wehren erschienen. Bei einer Einsatzübung am Rathaus konnte die Luckenwalder Feuerwehr bei einem angenommenen Dachstuhlbrand ihr Können unter Beweis stellen. Um 1900 wurde das Feuerwehrgerätehaus auf dem Hof der alten Yorkschule mit 4 Toren und einem Schlauchtrocken- und Steigeturm gebaut. Der Fahrzeugpark wurde durch 1 Handdruckspritze, 2 Abprotzspritzen, 1 Wasserzubringer, 1 mechanischen Bockleiter, 1 Gerätewagen und 1 Hydrantenwagen für Pferdebespannung vergrößert.
1906 musste Oberführer Lachmann krankheitshalber sein Amt niederlegen. In der Generalversammlung wurde der bisherige Stellvertreter, Schneidermeister Hermann Klüsener, zum Oberführer gewählt.
Bis zum Jahre 1907, in welchem das städtische Wasserwerk und damit eine zentrale Wasserversorgungsanlage geschaffen wurde, bestand die Löschwasserversorgung aus 38 Röhrentiefbrunnen und der Nuthe.
1910 wurde von der Firma Siemens und Halske eine elektrische Feuermelde- und Alarmanlage errichtet. Dadurch entfiel das Alarmieren durch Nebelhörner und Stürmen durch Glocken.
Oberführer Hermann Klüsener hat bis Ende 1921 die Wehr geführt, besonders in den Kriegsjahren unter schwierigen Bedingungen. In den Jahren 1920 - 1921 waren mehrere Großbrände zu bekämpfen. Möbel- und Metallbeschlägefabrik Bartosik in der Zinnaer Straße, Deckenfabrik Asendorf, Dahmer Straße/Ecke Kleiner Haag und Pianofabrik Gbr. Niendorf, Treuenbrietzener Tor.
Seit 1922 lag die Leitung der Wehr in den Händen des Brandinspektors Artur Pietsch. Ihm zur Seite standen 2 Oberbrandmeister, 4 Brandmeister, 1 Feldwebel, 8 Oberfeuerwehrmänner, 80 Feuerwehrmänner sowie 10 Ehrenmitglieder und eine 10 Mann starke Musikkapelle mit Spielmannszug.
1922 setzte die Automobilisierung ein, die, bis auf die mechanische Leiter, durchgeführt wurde. Die Wehr war in 4 Löschzüge eingeteilt und ausgerüstet mit:
- Automobilspritze Nr. 1) 1,5 t Fahrgestell mit 1.000 l Pumpe,
- Automobilspritze Nr. 2) 3,5 t Fahrgestell mit 1.500 l Pumpe,
- einem automobilen Mannschaftswagen,
- einer mechanischen Drehturmleiter 20 m für Pferdebespannung,
- zwei Abprotzspritzen für Pferdebespannung.
Alle Fahrzeuge wurden von der Feuerwehrgerätefabrik Hermann Koebe gefertigt.
Der Kreisverband Jüterbog-Luckenwalde des Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehrverbandes wurde gegründet. Im August 1925 fand das 50-jährige Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Luckenwalde statt. Viele auswärtige Wehren waren in Luckenwalde, an drei Tagen gab es verschiedene Veranstaltungen.
1935 waren in der Hutfabrik Ginnow und Schlesinger, Friedrichstraße (heute Käthe-Kollwitz-Straße) und im Woll-Lager der Tuchfabrik Tannenbaum, Pariser und Co. in der Carlstraße (heute Puschkinstraße) größere Brände.
1938 wurde das Gerätehaus um 2 Garagen und einen Brandmeisterraum erweitert. Im Herbst 1938 brannte die Hutfabrik Basch an der Burg völlig nieder.
1939 wurde die pferdebespannte Leiter durch eine Automobilleiter (18 m) auf einem Opel-Blitz Fahrgestell aus Karlsruhe ergänzt. Die Leiter wurde mit Handwindenzug betätigt.
1940 und 1941 war die Feuerwehr beim Hochwasser durch die Nuthe im Frühjahr mehrere Tage mit Wasserpumpen im Einsatz. Durch Ausbau des Königsgrabens wurden weitere Überflutungen verhindert. In den Kriegsjahren wurden große Anforderungen gestellt. Bei Luftalarm rückten die Feuerwehrkräfte mit Fahrzeugen zu Stellplätzen am Stadtrand aus. Bei den sich steigernden Luftangriffen waren die Kameraden oftmals in Berlin zum Einsatz.
Nach dem durch Krankheit ausgeschiedenen Brandinspektor Artur Pietsch übernahm 1944 der Stellvertreter Oberbrandmeister Hermann Koebe die Leitung der Wehr.
Als am 19.04.1945 die Rote Armee vor den Toren der Stadt stand, löste sich die Leitung auf und die Kameraden wurden nach Hause geschickt. Da bei dem Brand im Hotel Maaß keine Feuerwehr erschien, wurde der provisorische Bürgermeister, Herr Holdt, vom Stadtkommandanten aufgefordert, eine Feuerwehr zu bilden. Nach einem Plakataufruf stellten sich 35 Kameraden freiwillig zur Verfügung. Die Leitung übernahm der dienstälteste Brandmeister Erich Probst. 1945 wurde Oberbrandmeister Hermann Koebe, Direktor der Feuerlöschgerätefabrik, vom NKWD in ein Lager abtransportiert, in dem er später verstarb. Das Gerätehaus war durch Beschuss beschädigt. Vom Fahrzeugbestand waren noch 2 ältere Fahrzeuge und 2 Kleinmotorspritzen vorhanden. Die Fahrzeuge wurden in der Poststraße untergestellt. Im August 1945 konnte das Gerätehaus wieder bezogen werden. Ein Ford V 8 wurde als Löschfahrzeug umgebaut. Da die Feuermelde- und Alarmanlage zerstört war, wurden von den Kameraden ohne Bezahlung Tages- und Nachtwachen durchgeführt. Nach der Instandsetzung der Anlage wurden die Wachen am 01.05.1947 eingestellt.
Im August 1946 übernahm Brandmeister Probst den Aufbau der Feuerwehren im Kreis Luckenwalde-Jüterbog. Die Leitung der Wehr übernahm Brandmeister Willi Mittag.
1948 wurde in Luckenwalde das Kreisbrandschutzamt und der Kreisfeuerlöschzug aus den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr gebildet. Das Gerätehaus und die Fahrzeuge wurden ebenfalls übernommen. Die Freiwillige Feuerwehr hatte nur noch 16 Mitglieder. 1948 brannte der Saal des Tanzlokals Tivoli in der Mozartstraße ab.
Aus dem Kreisbrandschutzamt und dem Kreisfeuerlöschzug entstand 1949 das Kommando Feuerwehr der Volkspolizei.
Im Juli 1950 wurde Kamerad Mittag als Wehrleiter verabschiedet. Als neuer Wehrleiter wurde Kamerad Walter Henze gewählt. 1950 brannte das Sägewerk Carl Enderlein in der Schützenstraße ab.
1951 hatte die Wehr 29 Mitglieder.
1949 und 1953 waren große Waldbrände zwischen Jänickendorf und Charlottenfelde. 1953 brannte im Elsthal die Spinnerei der Volltuchfabrik ab.
1956 wurde der Kreis Jüterbog ein selbstständiger Kreis.
1959 erhielt die Freiwillige Feuerwehr ein gebrauchtes Löschfahrzeug Mercedes LF 8 zur eigenen Nutzung und 1960 ein Löschfahrzeug LF 16 S 4000 vom Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde. 1960 wurde zum 85-jährigen Bestehen in der Öffentlichkeit eine Werbeveranstaltung durchgeführt.
Am 01.05.1963 wurde das Kommando Feuerwehr der Volkspolizei aufgelöst. Die Übergabe der Fahrzeuge und des Gerätehauses erfolgte an den Rat der Stadt und die Freiwillige Feuerwehr. Die Feuermeldeanlage wurde auf die vorhandenen Sirenen umgeschaltet. Die Stärke der Wehr betrug 74 Kameraden.
1966 übernahm Oberbrandmeister Horst Hilgenhof die Aufgaben des Wehrleiters.
1967 wurde in der Bergsiedlung eine Löschgruppe gebildet.
1968 entstand in der Tonmöbelfabrik Krechlok in der Mozartstraße ein Großbrand.
1969 wurde Oberbrandmeister Martin Heyn mit der Wehrleitung beauftragt.
1971 wurde eine Frauengruppe in der Feuerwehr gebildet. Mit der Freiwilligen Feuerwehr Brno-Kralovo-Pole (Tschechien) entwickelte sich eine Freundschaftsverbindung.
1971 und 1972 fanden gegenseitige Besuche statt. 1972 wurde die Feuermelde- und Alarmanlage in der Stadt abgebaut. Die Sirenen wurden direkt von der Polizei über die Post geschaltet. 1972 kam es zu einem Barackenbrand im Wälzlagerwerk. In der Bergsiedlung wurde ein Feuerwehrgerätehaus fertiggestellt. Im Dezember wurde der Kommandostelle ein Kleinlöschfahrzeug B 1000 übergeben.
Im Februar 1975, beim Großbrand im Großhandel für Schuhe und Lederwaren im Elsthal, war die gesamte Technik von Luckenwalde, Trebbin, Woltersdorf und mehreren Betriebsfeuerwehren im Einsatz. Jede freie Zeit wurde zur Vorbereitung der 100-Jahrfeier der Freiwilligen Feuerwehr genutzt. Am 01.08.1975 brannte das Woll-Lager durch Blitzschlag bei der Volltuchfabrik in der Puschkinstraße. Mehrere größere Waldbrände traten auf.
Am 14.08.1975 trafen 54 Gäste zur 100-Jahrfeier aus Brno-Kralovo-Pole (Tschechien) ein. Eine Ausstellung im Heimatmuseum, Einsatzübung in der Poststraße, Fahrzeugausstellung, Festzug mit historischen Fahrzeugen und Vorführungen auf dem Festplatz am Stadtpark standen auf dem Programm.
1977 wurde das 10-jährige Bestehen der Kommandostelle Bergsiedlung gefeiert.
1979 wurde Brandinspektor Martin Heyn auf eigenen Wunsch entlastet. Kamerad Unterbrandmeister Hans Lehmann übernahm die Aufgaben des Wehrleiters.
1980 waren 32 Kameraden zur 100-Jahrfeier bei der Freiwilligen Feuerwehr in Brno-Kralovo-Pole (Tschechien).
1984 waren der Baubeginn des Sozialgebäudes und die Rekonstruktion der Garagen des Gerätehauses. Durch Hilfs- und Schachtarbeiten wurde der Bau durch die Kameraden unterstützt.
Am 30.04.1986 konnte der Bürgermeister das neue Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr übergeben.
1987 übergab Brandinspektor Hans Lehmann die Aufgaben des Wehrleiters an Brandinspektor Hans Katzor.
Ab November 1990 fand mit der Freiwilligen Feuerwehr unserer Partnerstadt Bad Salzuflen ein erster Erfahrungsaustausch statt. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt und der Wehrleitung wurde die erste Satzung für die Freiwillige Feuerwehr erarbeitet und am 18.10.1990 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Im November fand eine Wahlversammlung statt; von den aktiven Kameraden wurde eine neue Wehrleitung sowie als Stadtbrandmeister Kamerad Hans Katzor gewählt. Den 13 Kameradinnen der Brandschutzgruppe wurde der Dank für ihre bisherige Tätigkeit ausgesprochen, anschließend wurden sie aus dem Dienst in der Feuerwehr verabschiedet. Für die Einsatzkräfte wurden neue Schutzbekleidung und Atemschutzgeräte angeschafft. 1990 wurden Kreis- und Landesverbände des Deutschen Feuerwehrverbandes e. V. gegründet.
Ab Februar 1992 wurde die Feuerwache rund um die Uhr durch hauptamtliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr besetzt. Die Sirenenalarme sind zurückgegangen. Neue Alarmempfänger im Taschenformat wurden bei den Kameraden eingesetzt.
Zwischen 1992 und 2001 wurde die Chronik der Feuerwehr Luckenwalde nicht weitergeführt.
Bei dem Jahrhunderthochwasser an der Elbe in 2002 kam auch die Feuerwehr Luckenwalde unterstützend zum Einsatz.
Aufatmen konnte die Feuerwehr in 2002 als der Feuerteufel, der mehrere Brände mit einem Sachschaden von insgesamt 120.000 EUR gelegt hatte, gestellt war.
Zudem fand der erste Spatenstich für die Sanierung und den neuen Anbau der Feuerwache in der Bergsiedlung satt.
2003 fanden die 5. Kreismeisterschaften in Luckenwalde statt, an welchen natürlich auch die Freiwillige Feuerwehr Luckenwalde mit guten Ergebnissen teilnahm. Weniger erfreulich waren der Großbrand, zu dem es im April 2003 in der ehemaligen Klavierfabrik, mit einem Schaden von 200.000 EUR, kam und die ständig wütenden Waldbrände durch den heißen Sommer.
Im Sommer 2004 feierte die Löschgruppe Frankenfelde ihr 70-jähriges Bestehen.
In 2005 kam es wieder zu einem Großbrand in Luckenwalde, diesmal im ehemaligen Brauereigebäude auf dem Volltuchgelände durch Brandstiftung. Außerdem feierte die Freiwillige Feuerwehr Luckenwalde ihren 130. Geburtstag mit einem großen Fest.
2007 wütete der Orkan „Kyrill“ und deckte unter anderem Dächer ab, so dass die Feuerwehr Luckenwalde mehrfach zu Einsätzen ausrücken musste.
Ein neues Fahrzeug die Drehleiter DLA (K) mit einem Wert von einer halben Millionen Euro wurde 2008 übergeben.
Bei einer großen Explosion kam die Feuerwehr Luckenwalde im Februar 2009 zum Einsatz. In einem Biologielabor im Biotechnologiepark in Luckenwalde kam es zu einer Verpuffung mit einer schwerverletzten Person.
In 2011 begann die Planung für den Neubau einer Feuerwache in Luckenwalde. Außerdem fand die Übergabe des neuen Einsatzleitfahrzeuges durch Rosenbauer statt.
Auch in 2013 erhielt die Feuerwehr Luckenwalde ein neues Fahrzeug. Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 20 wurde feierlich von Rosenbauer übergeben.
In 2014 kam hoher Besuch zur Feuerwehr Luckenwalde, der Innenminister von Brandenburg, Ralf Holzschuher, besichtigte am 15.08.2015 die Wache am Standort Markt.
Einweihung der neuen Feuerwache am Standort Hermann-Henschel-Weg 112 am 25. November und Tag der offenen Tür am 26. November 2016.
2017 - Am 24. Februar erhält die Feuerwehr Luckenwalde im Rahmen der Jahreshauptversammlung ein neues Tanklöschfahrzeug „TLF 4000".
Die ausführliche Chronik kann nach Absprache eingesehen werden.
Ansprechpartner hierfür ist Rene Stephan, Telefon 03371 672-800.